
Vissarion, Vadim und zwei Maler bei einer Ausstellungseröffnung in Klaipeda/Litauen (21.07.2006) (Foto: Lineta)
Vorläufige Rohfassung:
1. Am Morgen des 6.
Septembers war der Lehrer mit Seinen Begleitern in Krasnojarsk, von wo
aus eine lange Reise zu Gemäldeausstellungen in Sofia, St. Petersburg
und Riga bevorstand.
2. Die
bevorstehende Ausstellung trug den Titel "Der geistige Weg und die
Kunst" und bestand aus Werken von drei Malern, die in der Gemeinschaft
lebten: Vissarion, Nikolai Onischenko und Igor Gontscharow. Etwas mehr
als die Hälfte der ausgestellten Werke waren Gemälde des Malers
Vissarion.
3. Nikolai und Igor mit
Frau Natalia fuhren in diesen Tagen mit den Gemälden im Zug "Moskau -
Sofia" in die Hauptstadt Bulgariens, wo am 9. September in einer der
zentralen Ausstellungshallen («Sesoni») die Eröffnung der Ausstellung
stattfinden sollte, mit Gemälden von Malern der spirituellen
Ökosiedlung.
4. Alle Teilnehmer der
Künstlergruppe, außer Vissarion, hatten ein Visum für Bulgarien
bekommen. Und darum ist der Lehrer mit Vadim und Boris von Krasnojarsk
nach Moskau gereist, um die endgültige Antwort im bulgarischen Konsulat
zu erhalten, ob für Ihn die Möglichkeit bestehe, zur Eröffnung der
Ausstellung (deren Teilnehmer Er war) nach Bulgarien zu fahren.
5. Diesmal begleiteten
den Lehrer auf der Reise neben Boris und Vadim auch eine junge Frau
namens Sofia. Sofia hatte schon zwei Jahre lang der Familie des Lehrers
in der Himmlischen Wohnstätte geholfen, indem sie harmonisch in das
Leben des Hauses eingetreten war. Und der Lehrer sah auch Sonjas
Anwesenheit auf dieser Reise als notwendig an.
6. In Krasnojarsk hatten die Reisenden Aufenthalt bei ihren Freunden in der Familie von Nikolai und Ludmila.
7. Am Abend gab der
Lehrer dem wohlwollend gesinnten Journalisten Maxim ein Interview für
den Kanal 7 des Krasnojarsker Fernsehens.
8. Das Interview dauerte etwa eine Stunde. Hier sind einige Ausschnitte ...
9. «Es hat sich so
entwickelt, dass die Massenmedien in der Regel der Gemeinschaft um
Vissarion negativ gegenüber stehen. Was meinen Sie - warum ist das so?»
10. «Die Menschen
teilen sich in diejenigen, die an das Gute glauben, und in diejenigen,
die vor allem, was ringsherum geschieht, große Angst haben. Wenn der
Mensch aber Angst hat, ist er geneigt, Gefahr zu suchen, sie
aufzudecken und die anderen zu warnen. Aber der Mensch wird in diesem
Fall vor allem von seiner tiefen innerlichen Angst geführt.
11. Deshalb ist es so,
dass jedermann, der das Böse sucht, es auch findet, wo immer er auch
sei, infolge der Eigenart seines Bewusstseins und der Psyche. Alles
kommt darauf an, was der Mensch sucht.»
12. «In der modernen
Welt ist es so: Haben wir Schnupfen, gehen wir zum Arzt; beginnt die
Seele zu schmerzen, nutzen wir immer öfter die Hilfe der Psychologen.
Vielleicht ist ja die Psychologie die Religion der Zukunft?»
13. «Psychologie ist
ein Versuch, durch wissenschaftliche Methoden die Reaktionen, die sich
in der Gefühlswelt des Menschen ereignen, zu verstehen. Es gibt in
vielem interessante Entdeckungen, aber es gibt natürlich auch nicht
wenig falsche Einschätzungen.
14. Das ist ein
natürlicher Weg - wenn der Mensch sich von den geistigen Regelwerken
abwendet, zu denen sich seine Vorfahren bekannt haben; wenn dann das
neue Bewusstsein die alte Betrachtungsweise nicht akzeptiert, es aber
irgendwie anders, tiefer und umfassender das berühren will, wovon die
Alten gesprochen hatten.
15. Das ist ein
natürlicher Schritt des Menschen. Aber dies ist keine zukünftige
Religion. Jetzt wird der Mensch einfach, indem er sich auf diese
natürliche Weise entwickelt, besser heranreifen zum Wahrnehmen der
Wahrheit, Die auf der Erde schon erschienen ist, und wird in seinem
Suchen den Einklang mit der Wahrheit finden. Und das alles wird in eins
zusammengefügt werden.»
16. «Die Statistik
zeigt, dass eben in Ihrem Gebiet die höchste Geburtenrate und die
niedrigste Sterblichkeitsrate ist. Wie können Sie das erklären?»
17. «Das ist normal. Denn der Mensch, der die Wahrheit gefunden hat, hört auf, das Leben zu fürchten.
18. Und wenn er
aufhört, das Leben zu fürchten, so hat er mehr Mut, Kinder zu bekommen.
Er empfindet mehr Freude und Dankbarkeit für das Leben, das heißt,
seine Lebensfunktionen, die sein Geschlecht weiterführen sollen,
entfalten sich normal. Das ist eine natürliche Erscheinung.»
19. «Sind Sie damit
einverstanden, dass, wenn Sie in Ihrer Gemeinschaft aktiv Sport
entwickeln, dies die Kreisverwaltung im Rahmen der Region fördert, was
dazu beitragen wird, dass über Erfolge der Gemeinschaft lauter
gesprochen wird.»
20. «Man kann natürlich
nicht den Sport in dem Sinne entwickeln, in welchem er in der
Gesellschaft entwickelt wird. Denn dies zerstört die Psyche des
Menschen. Das entwickelt gerade jene Eigenschaften, die aus eurem
Inneren lieber ausgefegt wären. Diese Eigenschaften sind mit dem
Egoismus verbunden - dem Wunsch, der erste zu sein und stärker als der
andere zu sein. Hier muss man sehr vorsichtig sein.
21. Darum, wenn sich
das Thema Sport in der Gemeinschaft in irgendeinem Maße entwickelt, so
lernt man dort vor allem nicht, den Sieg über einen anderen zu
erringen, sondern das zu entwickeln, was dem Organismus des Menschen
Nutzen bringen kann.
22. Aber die Hauptsache
ist, dass dies seiner Seele keinen Schaden bringt; damit er nie
imstande ist, gegenüber dem Nächsten wegen irgendeines Misserfolgs
gekränkt zu sein, wenn dieser Misserfolg angeblich mit falschen
Handlungen des Nächsten verbunden ist; damit er sich nie über jemanden
unter denen erhebt, mit denen er gemeinsame sportliche Aktivitäten
unternimmt.
23. Deshalb wird in der
Gemeinschaft nie das Ziel verfolgt werden, Champions hervorzubringen,
die später die Ehre der Region verteidigen werden.»
24. «Man sagt in der Großstadt: Der Glaube ist das Los der Schwachen. Ist das wirklich so?»
25. «Wäre der Glaube das Los der Schwachen, hätte sich die Welt dann bis zu dieser Stunde erhalten können?», lächelte der Lehrer.
26. «Nein, freilich ist
der Glaube das Los der Nichtschwachen. Der Glaube ist vor allem das Los
derjenigen, die zu etwas herangereift sind, was größer ist, als das,
was um sie herum ist.
27. Zu sagen, der
Glaube sei das Los der Schwachen, ist vor allem der Versuch, die eigene
Schwäche zu rechtfertigen. Denn der gläubige Mensch ist derjenige, der
seine Krankheit erkannt hat und die Genesung wünscht. Doch die
Hauptschwäche besteht dort, wo der Mensch Angst hat, seine Krankheit
überhaupt zu erkennen. Es ist dann sehr schwierig für ihn, behandelt zu
werden.
28. Solange er
selbstbewusst meint, alles sei bei ihm in Ordnung, wird er nur schwer
Heilung finden. Darum werden dann eine Reihe von Umständen gefördert,
wo er sehr schmerzhaft fällt und nach denen er schließlich gesteht:
<Ja, ich bin doch schwach, helft mir.> Dann erst ist er reif zu
hören und weiterzugehen.
29. Darum, wenn der Mensch zum Glauben gekommen ist, ist das kein Los der Schwäche.»
30. «In der
Gemeinschaft versuchen die Leute, von den Früchten der eigenen Arbeit
zu leben. In der Welt gibt es aus alten Zeiten den Begriff «das Geld».
Ist das Geld ein Übel?»
31. «Das Geld selbst
kann man nicht ein Übel nennen. Es wäre dumm, irgendeinen Gegenstand
übel zu nennen. Gegenstände können nicht böse sein. Alles kommt darauf
an, wie sie benutzt werden.
32. Aber die Geldeinheit wurde dazu eingeführt, den Menschen zu vernichten.
33. Es wäre viel
günstiger, wenn der Mensch die Früchte seiner Hände gegen die Früchte
von den Händen eines anderen Menschen tauschen könnte. Es wäre ein
nützlicher Tausch: Dann müsste der Mensch, der leben will, eben lernen,
ein Handwerksmeister zu sein.
34. Die Geldeinheit
kann diesen Sachverhalt leicht verwischen. Das heißt, auch wenn der
Mensch kein Meister sein möchte und auch nicht danach strebt, kann er
doch aufgrund der Geldmittel sein Leben anscheinend wunderbar
bewerkstelligen. Obwohl er also in dieser Gesellschaft nichtsnutzig ist
und so wie er ist, als Mensch, für niemanden nützlich sein kann.
35. Insofern hat die
Entstehung dieses Systems viele Phänomene im Leben des Menschen
schwerwiegend ruiniert und es wird jetzt eben endgültig seine negative
Rolle spielen, wofür das Geldsystem ja einmal auch eingeführt worden
ist.»
36. «Wird Ihre Gemeinschaft es ermöglichen, das andere - das neue - Leben hervorzubringen?»
37. «Sie ist in der Tat
aufgerufen, die Schaffung der neuen Gesellschaft praktisch in Angriff
zu nehmen; diese Gesellschaft muss durch viele komplizierte Etappen im
Leben gehen, wo die Menschen eine ernste Abhärtung durchmachen müssen
und riesige Arbeit an sich selbst durchführen müssen, um letztendlich
jene Basis zu schaffen, die das weitere Entstehen eines neuen Typs von
Menschheit ermöglichen wird.
38. Man darf aber das
Existierende nicht vernichten. Das wäre nicht richtig. Auf das Ende der
Welt zu warten, bei dem die Gerechten ausgewählt werden - das ist eine
dumme Sicht der Wahrheit.
39. Jedermann muss das
schaffen, was zu tun er imstande ist. Wenn aber die Gefahr schon zu
sehen ist, die durch die Entwicklung der Gesellschaft hervorgebracht
wurde, muss man in einem bestimmten Moment parallel den Grundstein
legen für etwas Beispielhaftes und das Neue schon aufbauen.
40. Wo jedermann, der damit in Berührung kommt, immer die Möglichkeit hat zu vergleichen und irgendeine Wahl für sich zu treffen.
41. Aber in erster
Linie sollen hierher diejenigen versammelt werden, die am reifsten dazu
sind. Es kann nicht allen angeboten werden, aber es ist notwendig, die
Reiferen zu wählen und Ihnen diese riesige Aufgabe aufzuerlegen.»
42. Am Morgen des 7.
Septembers flog der Lehrer zusammen mit Freunden nach Moskau, wo noch
ein Versuch, das Visum nach Bulgarien zu bekommen, unternommen wurde.
43. Der Konsul breitete
aber vor Verwunderung die Arme aus und erklärte, die Absage komme aus
dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten von Bulgarien.
44. «Das heißt, es
ergibt sich die Möglichkeit, sich zu erholen», lächelte der Lehrer und
entschloss sich endgültig zur Fahrt an die Russlandküste des Schwarzen
Meeres, nach Gelendshik.
45. In Moskau
verbrachten die Reisenden einen Abend und eine Nacht bei ihren
Freunden, bei der Familie von Sascha Komogozew, der mit der Erledigung
der Formalitäten bzgl. Visa nach Bulgarien geholfen hatte.
46. Am Morgen des nächsten Tages startete die Fahrt der Reisenden zum Schwarzen Meer mit dem Zug "Moskau - Novorossijsk".
47. Auf der Station in
Woronesh wurden die Reisenden von Freunden, Verwandten und Anhängern
begrüßt. Eine halbe Stunde voller Gespräche, Fotos zum Andenken,
Verabschiedungen, bis zum Treffen ...
48. Am Vormittag des 9.
Septembers kam der Zug in Novorossijsk an. In einer Stunde waren die
Reisenden in Gelendshik, im Haus von Jana und ihrer Mutter, die dem
Lehrer und Seinen Begleitern mit Freuden Obdach zur Erholung zur
Verfügung gestellt hatten. Der Duft des Meeres, der sich an diesem
südlichen warmen Tage des Sommerendes verbreitete, führte den Lehrer
schnell zur Küste ...
49. Am gleichen Tag
sollte in Sofia die Eröffnung der Ausstellung von Gemälden der
sibirischen Maler in der Galerie «Sesoni» stattfinden.
50. Aber einige Stunden
vor der Eröffnung der Ausstellung bekamen Nikolaj und Igor, die mit
Gemälden nach Sofia gekommen waren, und so auch ihre bulgarischen
Freunde, die Nachricht, dass die Durchführung der Ausstellung in dieser
Galerie annulliert worden war. Am Vorabend hatte ein Vertreter der
orthodoxen Kirche dem Direktor der Galerie telefonisch davon abgeraten,
diese Ausstellung durchzuführen ...
51. Aber die
Ausstellung wurde dennoch am 9. September in Sofia eröffnet. Dies
ereignete sich in der Halle der amerikanischen Universität, die vor
kurzem auf dem Territorium des Studentenkomplexes gebaut worden war.
52. Die Ausstellung
dauerte bis zum 18. September. Viele Bulgaren, unter ihnen auch Maler,
konnten das Schaffen von Vissarion und Seinen Schülern sehen und
einschätzen, ihre Welt verspüren.
53. Dank der Absage des
Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten von Bulgarien (bezüglich
des Besuches des Landes) erfreute sich der Lehrer zu dieser Zeit an
Sonne und Meer. Er badete viel, sonnte sich viel und fotografierte das
Meer in verschiedenen Zuständen: Bei Windstille und auch bei Sturm.
54. Mit dem alten Wagen
«Shiguli» von Nikolaj aus Gelendshik bereiste Er mit ihm, zusammen mit
Freunden, malerische Stellen, die sich der Küstenlinie entlang unweit
von Gelendshik ausbreiten (die blaue Bucht, das dünne Kap, Diwnomorsk,
Dshanhot, der Segelfels).
55. Dem Lehrer gefiel
das Baden im Meer neben dem Pier des Pensionats «Rote Segel», wo Er die
letzten Erholungstage mit den Freunden verbrachte.
56. Am Morgen des 22. Septembers traf sich der Lehrer im Haus von Jana mit den Anhängern, die in Gelendshik und Umgebung leben.
57. Bei diesem Treffen,
das weniger als eine Stunde dauerte, war für die Anwesenden das
Wichtigste, dem Lehrer nahe zu sein. Die Fragen, die in diesen
Augenblicken gestellt wurden, erforderten keine langen, ausführlichen
Antworten.
58. Nach dem
Mittagessen nahmen die Reisenden Abschied von der gastfreundlichen Jana
und ihrer Mutter, von Nikolaj und seinem «Shiguli»; die Reisenden
fuhren nach Krasnodar.
59. Olga und ihre
Freunde, die aus Krasnodar nach Gelendshik gekommen waren, um die
Reisenden abzuholen, brachten sie in eineinhalb Stunden ins Heimatland
des Lehrers. In Krasnodar fuhr der Lehrer gleich zu seinem Vater ...
60. Ganz früh am nächsten Tag fand in der Wohnung von Olga ein kurzes Treffen mit Anhängern statt.
In einem kleinen, fast leeren Zimmer fanden mehr als fünfzig Menschen Platz, unter ihnen viele bekannte Gesichter.
61. Der Lehrer ging zu ihnen, begrüßte sie, warf einen langen Blick auf sie und wünschte ihnen Glück ...
62. Am Mittag war Vissarion schon in St. Petersburg. Die Reisenden fanden Unterkunft bei Lydia.
63. Einen Tag zuvor
waren Nikolaj und Igor aus Sofia angekommen. Sie hatten die Gemälde
schon in der Langen Halle des St. Petersburger Hauses der Maler
untergestellt.
64. Am 24. September um
fünfzehn Uhr wurde die Ausstellung eröffnet. Der Leiter, der Dichter
Andrej Ljuminarskij, ein Freund von Malern, las seine Gedichte vor. Ein
Maler aus St. Petersburg, der an der Akademie unterrichtete, sagte gute
Worte über die Qualität und die Stimmung der ausgestellten Gemälde. Der
Freund aus Bulgarien, der Maler Mitko, trat mit warmen Worten auf.
Unter den Teilnehmern der Ausstellung waren es Nikolaj, Igor und Vadim,
die mit kleinen Grußreden auftraten ...
65. Den Kopf etwas
gesenkt, stand Vissarion in der Reihe der Maler, die an der Ausstellung
teilnahmen. Er hielt viele Blumen in Seinen Händen.
66. Eine große Zahl von
Menschen aus verschiedenen Städten war bei der Eröffnung der
Ausstellung anwesend, unter ihnen waren auch viele Anhänger des Lehrers.
67. Der Lehrer blieb
nicht lange bei der Eröffnung der Ausstellung. Zu große Aufmerksamkeit
war nämlich auf Ihn gerichtet, was sowohl die Anwesenden, als auch
Vissarion dabei störte, die Ausstellung zu besichtigen.
68. Die Ausstellung
dauerte sieben Tage. Zusammen mit den Bulgaren, die gekommen waren, um
sich mit dem Lehrer zu treffen, besuchte der Lehrer in diesen Tagen die
Eremitage, besichtigte Springbrunnen und Paläste des Peterhofes und
antwortete auf die Fragen eines Religionswissenschaftlers in einer
Life-Sendung der Radiostation «Die offene Stadt».
69. Am 27. September
war Vissarion in Repino, einem Vorort von St. Petersburg, zu Gast bei
Jurij Andrejew, dem bekannten Heilpraktiker und Wissenschaftler (er ist
Autor von populären Büchern über gesunde Lebensweise und über
Selbstvervollkommnung des Menschen).
70. Jurij erzählte den
Gästen von seinem Leben, von Büchern, von der Errichtung des Tempels
der Gesundheit in seinem Haus und dessen Umkreis.
71. Der Lehrer antwortete auf Fragen von Jurij bezüglich dessen, was in Russland und in der Welt vor sich geht.
72. In einer der
Antworten sprach der Lehrer von Sich und sagte: «Mein
Energie-Informations-Wesen ist so, dass Ich, wie ein spezielles Gerät,
das Geschehende spüren und die Antworten auf beliebige Fragen über die
Entwicklung des Menschen in verständliche Bilder umformen kann.»
73. Jurij erzählte von
Methoden der Körpergesundung, die er im Tempel der Gesundheit anwende,
demonstrierte die Klangtherapie (er benutzt dafür Klangplatten,
Metallplatten verschiedener Größe, die Laute unterschiedlicher Frequenz
ausstrahlen, wenn man sie berührt), zeigte den Gästen sein
Arbeitszimmer, das in seinen Proportionen und Formen die ägyptischen
Pyramiden wiederholt, und schlug ihnen vor, in den oberen
Pyramidenteil, einen energetisch maximal aktiven Raum, hinaufzusteigen.
74. Und Lydia (die
Gastgeberin, in deren Wohnung der Lehrer untergebracht war) ließ sich
von Jurij für eine halbe Stunde unter das proportional vergrößerte
Modell eines Schildkrötenpanzers legen, welches gemäß seinen
Berechnungen das Leben verlängern und einige Alterungsprozesse des
Organismus verlangsamen lassen würde ...
75. Am Tag des 30.
Septembers traf sich der Lehrer mit dem Maler und Bildhauer Wiktor, dem
Lehrer der Akademie der dekorativen angewandten Künste, der vor kurzem
aus Dänemark zurückgekehrt war, wo er den ersten Preis im
internationalen Wettbewerb-Festival der Bildhauer erhalten hatte.
76. Zuerst wurde von Kunst gesprochen. Wiktor nannte die Gemälde von Vissarion die Entdeckung des zwanzigsten Jahrhunderts ...
77. Danach ging das
Gespräch in das Flussbett der geistigen Fragen über: Über die
Bestimmung des Menschen und über Vorgänge in der Gesellschaft ...
78. Am Abend dieses
Tages fand in einer der Ausstellungshallen des Hauses der Maler der
Abschluss der Ausstellung der Maler der sibirischen Ökosiedlung statt.
79. Zum Abschluss
wurden gute Worte über die Ausstellung seitens des St. Petersburger
Malers, Professor Wladislaw Pugin, dem Leiter des Lehrstuhls für
Zeichnen an der Akademie der dekorativen angewandten Künste gesprochen.
Er dankte den Künstlern dafür, dass sie die Möglichkeit aufgezeigt
hätten, nicht nur schöne Ideen in die Welt zu bringen, sondern auch
Menschen zu erziehen, die diese Ideen realisieren könnten.
80. «Die Ausstellung
hat durch die Güte und ihre Aufrichtigkeit gefallen. Das ist das
Wesentliche beim schöpferischen Schaffen. Es gibt keine
Gleichgültigkeit in diesen Werken. Man kann sehen, dass die Autoren
ihre Liebe zur Schönheit, Anmut, zur Harmonie der Natur und des
Menschen in ihre Werke hineingelegt haben.
81. Die Erfülltheit der
Ausstellung mit Güte wird unbedingt ihre Verehrer finden ... Bei vielen
Leuten wird diese Ausstellung einen tiefen Eindruck im Leben
hinterlassen.
82. Dafür möchte ich den Teilnehmern und den Organisatoren der Ausstellung danken», sagte Wladislaw.
83. Einige Fragen von
Leuten die zur Ausstellung gekommen waren, waren an Vissarion
gerichtet. «Wodurch ist der Übergang von Ölfarben zu Pastellfarben
bedingt?», war eine der Fragen.
84. Und Vissarion
sagte, dass im Pastell etwas nicht völlig Entfaltetes, nicht völlig
Ausgesprochenes beinhaltet sei, dass es in dieser Technik einen
gewissen philosophischen Sinn gebe: «Ihr nehmt eine Handvoll des
trockenen Farbstaubes und schafft aus diesem Staub das Leben ... Ihr
schafft Wasser, Stoff, ihr lasst dies atmen, den Tau ebenso glänzen,
wie er unter der Sonne am frühen Morgen glänzt ... Und dies alles ist
mit Hilfe des trockenen Staubes, den ihr in eure Hände nehmt, möglich!
85. In meinem Leben war
das ein auf seine Art gesetzmäßiger Schritt - als Ich das Bedürfnis
sah, in diese Sphäre der Malerei einzugehen ... Bis jetzt kann Ich
nicht genug genießen. Darin eingetaucht, bade Ich in dieser Welt ...
Und werde noch mit all meinen Gefühlen baden.»
86. «Der Titel der Ausstellung ist ja 'Der geistige Weg und die Kunst'. Kann man sagen, dies sei die Richtung der Kunst?»
87. «Ihr wisst wohl,
dass jeder Mensch die umgebende Realität auf seine Weise und ganz
individuell wahrnimmt. Es gibt keine gleichen Menschen im Wahrnehmen
dessen, was sie um sich herum sehen, was mit ihnen alltäglich geschieht.
88. Ebenso ist es mit
jedem Maler - wie ihn diese oder jene Schule auch erziehen mag - er
wird die Welt nicht so sehen, wie die anderen; er wird die Welt immer
so sehen, wie seine natürlichen, individuellen Gefühlseigenschaften der
inneren Welt die umgebende Realität subjektiv auffassen können
(brechen, wie Strahlen). Und diese Brechung ist nicht (einzeln) zu
wiederholen.
89. Man kann nicht alle
gleichermaßen durch Kunst befriedigen. Man kann nicht erreichen, dass
jemand unter den Malern alle gleichermaßen befriedigt. Und die Kunst
sollte auch nicht so ein Ziel verfolgen.
90. Aber wenn wir über
individuelles Wahrnehmen der Realität des Malers sprechen, der nachher
wünscht, dies einmal zu verewigen, so ist es natürlich sehr wichtig,
dass die innere Welt des Malers unbedingt auf dem geistigen Werden
gründet, dass der Maler (Künstler) also den Gesetzen der Wahrheit, den
göttlichen Gesetzen folgt.
91. Dann wird seine
innere Welt harmonisch sein, sie wird nicht von irgendwelchen nichtigen
Aufregungen überfüllt werden, die ihn zwingen, solche Besorgnisse zu
haben, die man lieber nicht haben sollte, wenn man etwas Schönes
schaffen will.
92. Denn je mehr sich
der Mensch in der Hektik der Welt der materiellen Werte um diese Werte
kümmert, desto komplizierter wird es für ihn sein, etwas Gutes zu
schaffen.
93. In so einem Fall
kommt beim Menschen seine Unruhe sehr stark zum Ausdruck, und wenn es
ihm erlaubt wird, etwas Besonderes zu tun, wo er den Schaffensprozess
ruhig angehen muss, so wird es für ihn zu einer großen Schwierigkeit
werden: Er will dies sehr schnell tun, die Bewegungen werden hastig und
ungeduldig ... Aber so wird es äußerst schwierig sein, etwas Mildes,
Weiches, Sanftes zu schaffen.
94. Ihr könnt dies auch
besonders in der Kunst beobachten. Es ist zu sehen, dass viele Werke
von großer Unausgeglichenheit erfüllt sind, das heißt, der Mensch ist
sehr unruhig: Es drängt ihn, es sehr schnell zu machen, hektisch,
hastig, und das, was er angeht, macht er nicht schön genug.
95. So kann man sogar
sagen, der Maler ist verpflichtet, sich geistig zu formen. Denn im
Versuch, etwas mit seinen Händen zu schaffen, legt er unvermeidlich die
Schwingungen seiner inneren Welt in das Werk hinein, und dann wird es
von ihm für alle anderen angeboten, dies zu erleben.
96. Und wenn der Maler
selbst auch kein schlechter Meister zu sein scheint (kann er doch
Linien und Farben schön darstellen), aber innerlich aggressiv ist und
durch irgendwelche nichtigen Kümmernisse beunruhigt, so wird er dies
unvermeidlich seinen Werken einprägen, egal, ob er dies wünscht oder
nicht.
97. Und dann könnt ihr
bei der Besichtigung einer Ausstellung mit vielen solchen Werken
riesige Müdigkeit und eine Schwere im Innern empfinden. Und dies ist
die weitergegebene Energie des Meisters, der die eine oder andere
Gestalt auf seine Leinwand aufbringt ...
98. Darum, wenn schon
der Mensch der Vertreter des Teils der Gesellschaft ist, der nach dem
Schaffen von etwas Schönem trachtet und dieses Schöne mit seinen
Nächsten zu teilen trachtet, so ist es für ihn natürlich äußerst
wichtig, sich sehr aufmerksam bezüglich seines geistigen Werdens zu
verhalten.
99. Und entsprechend je reiner der Mensch im Inneren ist, umso spezifischer wird er die umgebende Realität sehen.
100. Ihr könnt es
selbst feststellen: Entsprechend eurer Stimmung richtet ihr eure
Aufmerksamkeit in unterschiedlicher Weise auf die einen oder anderen
Gegenstände, die euch umgeben, oder auf die Natur, die um euch herum
ist.
101. In einem gewissen
Moment bemerkt ihr überhaupt nichts, falls ihr gerade in bestimmte
komplizierte Grübeleien eingetaucht seid. Wenn ihr aber in einem
fröhlichen Zustand seid, könnt ihr solche einfachen Sachen bemerken:
Irgendwo hat sich eine Libelle hingesetzt, ihr habt ein Bienchen
gesehen, das ihr vorher gar nicht bemerkt hattet, was euch verwundert
und sehr gefreut hat.
102. Das heißt,
abhängig davon, in welcher Stimmung ihr seid, seht ihr dieselbe
Realität, die euch alle anscheinend in gleicher Weise umgibt,
unterschiedlich.
103. Deshalb also wird
der Maler dank seiner geistigen Entwicklung die umgebende Welt auf eine
besondere Weise sehen. Gemäß seiner Entwicklung wird er diese Schönheit
jedes Mal etwas tiefer und breiter sehen. Und er wird mehr
Möglichkeiten haben, sie irgendwie besonders festzuhalten.
104. So muss die
geistige Entwicklung ein untrennbarer Teil im Werden des Menschen sein.
Und wenn wir sagen, die Gesellschaft solle sich unbedingt in
schöpferischen Sphären und Künsten entwickeln, so ist es nötig, dass
dies unbedingt verbunden mit der geistigen Entwicklung geschieht. Man
muss die geistige Grundlage unter das gesamte Schaffen legen.
105. Und die geistige
Grundlage ist das, was den Menschen ändert. Und in seiner Veränderung
wird der Mensch auf neue Weise und harmonischer das Schöne schaffen ...»
106. «Worin liegt der Unterschied zwischen der Fotografie und der Malerei?», war die folgende Frage.
107. «Die Fotografie
ist bloß die Fähigkeit des Meisters, ein interessantes Objekt zu finden
und zu versuchen, es von einer interessanten Seite aus festzuhalten.
Aber festgehalten wird es nicht einmal von ihm, sondern eine spezielle
Ausrüstung bildet es ab.
108. Die Fotografie
besteht nur zum Teil aus der Arbeit des Künstlers. In der Fotografie
zeigt sich nur ein Teil von der Arbeit des Künstlers. Die Fähigkeit zu
sehen, wird seine Meisterschaft bestimmen. Und je besser das technische
Mittel in seinen Händen ist, umso interessanter kann er etwas
darstellen. Aber das ist kein Können seiner Hände.
109. Für das Werk der
bildenden Kunst jedoch sind eure Hände bedeutend. Das ist jenes
Kostbarste, wodurch für euch die Möglichkeit entsteht, eure Liebe
weiterzugeben.
110. Das Foto wird
eure Liebe nicht weitergeben, es wird nur die Liebe dessen weitergeben,
den ihr darstellen könnt. Ihr seid wie ein Vermittler, der nur den
Moment eingefangen hat, und das technische Mittel lässt es zu, ihn
festzuhalten. Nicht mehr als dieses.
111. Dennoch kann dies
auch geschätzt werden, denn für viele ist es auch sehr wichtig, schöne
Fotos zu sehen. Dies kann die Welt des Menschen, der ein interessantes
Foto betrachtet, auch bereichern.
112. Aber der Mensch
lernt zu schaffen und lernt Schöpfer zu sein, wie es ihm von Gott auch
bestimmt ist - IHM (Gott) ähnlich zu sein ...
113. Und hier spielen
eure Hände eine sehr große Rolle. Nehmt Pastellfarben - reibt mit euren
Fingern den trockenen Staub ins Papier, und samt diesem Staub werden
Teilchen eures Körpers eingerieben. Und wenn ihr dies mit Liebe tut, so
wird das Werk sehr stark.
114. Wenn das Werk mit Liebe getan wurde, kann es sehr starke Heilkraft haben ...»
115. An diesem Abend
sprach auch ein Wissenschaftler der Physik, ein Akademiker; er dankte
den Malern für die Ausstellung und für die Empfindungen, die er erlebt
hatte.
116. Eine Dichterin las ihren Vierzeiler vor:
«Die Seele durch Form und durch Farbe,
durch Linie, auch durch Biegung,
aufzurichten und zu verschütten ...
Kann man der Welt mehr davon geben?!»
117. Die Maler Nikolaj
Onischtschenko und Igor Gontscharow dankten den Zuschauern und den
Organisatoren und nahmen Abschied bis zu neuen Treffen.
118. «Auch von Meiner Seite äußere Ich Dankbarkeit für eure warmen Worte. Gute Worte bewegen, immer noch mehr zu schaffen ...
119. Anscheinend ist
es gelungen, mit euch jene guten Gefühlsbewegungen zu teilen, die wir
in dem einen oder anderen Moment erlebt haben und die uns bewegt haben,
etwas Schönes zu schaffen.
120. Und wenn diese
Ausstellung euch irgendeinen Nutzen gebracht hat und ihr durch die
Berührung mit diesem Geschaffenen etwas reicher geworden seid, so ist
es für den Maler natürlich die Hauptfreude, dass er nützlich sein
konnte und dass bei jemandem Licht und Güte in der Seele angewachsen
sind.
121. Danke für alles,
was ihr uns zu verspüren hinterlassen habt, von dieser Ausstellung und
vom Kommunizieren mit euch. Ich wünsche euch Glück. Bis zum nächsten
Treffen», sagte der Lehrer zum Schluss.
122. Am 1. Oktober
sind die Teilnehmer der Ausstellung mit ihren Gemälden mit dem Zug aus
St. Petersburg nach Riga abgefahren, wo am 3. Oktober in der Galerie
«Nellija» die Eröffnung der Ausstellung beabsichtigt war.
123. Aber noch vor der
Abfahrt kam aus Riga die Nachricht, dass die Ausstellung mit der
Teilnahme von Vissarion in dieser Galerie nicht stattfinden werde ...
124. Noch im Juli, als
Vadim in Riga war, hatte er sich mit seinem lettischen Freund Wladimir
Gromow, einem Anhänger von Vissarion, und mit dem Direktor der Galerie
«Nellija», Wladimir, getroffen. Vadim hatte ihm Reproduktionen der
Bilder von Vissarion gezeigt und sie hatten einen konkreten Termin für
die Ausstellung vereinbart.
125. Diese Galerie
gehörte zum lettischen Kulturzentrum der russischen Landsmannschaft.
Ihr Direktor hatte seine Wurzeln im Milieu der Altgläubigen. Der
lettische orthodoxe Metropolit Alexander war sein Lehrer.
126. Wladimir hatte
Informationen über Vissarion und über die Gemeinschaft in Sibirien.
Ungeachtet des Unterschieds in den religiösen Ansichten zwischen ihm
und den Malern der sibirischen geistigen Ökosiedlung hatte er
eingewilligt, dass die Ausstellung, die ihn interessierte, in seiner
Galerie durchgeführt werden sollte. Er hatte mit Vadim im Voraus
besprochen, dass die Ausstellung vonseiten ihrer Teilnehmer keine
ideologische, sondern die schöpferische Ausrichtung haben würde.
Wladimir hatte auch gesagt, dass die Anwesenheit des russischen
Botschafters in Lettland bei der Eröffnung dieser Ausstellung durchaus
möglich sein würde ...
127. Aber kurz vor dem
geplanten Datum der Ausstellungs-Eröffnung sagte Wladimir die
vorgesehene Veranstaltung ab. Der Metropolit Alexander hatte dem
Besitzer der Galerie abgeraten, die Ausstellung unter Teilnahme von
Vissarion durchzuführen.
128. Am 2. Oktober
kamen die Reisenden in Riga an. Sie fuhren mit ihren Gemälden gleich
vom Bahnhof in den großen Kulturkomplex «Moskauer Haus», dessen Leiter
am Vorabend die Reproduktionen der Bilder gesehen und deren Qualität
eingeschätzt hatten. Die Durchführung der Ausstellung ab dem 3. Oktober
wurde von den Leitern sogleich gebilligt. In einem Scherz erwähnten
dabei die verantwortlichen Arbeiter dieses Komplexes die
Unselbstständigkeit und Verantwortungslosigkeit des Direktors der
Galerie «Nellija».
129. Vissarion war vom
Zigeunerbaron Normund, dem Deputierten des Lettischen Parlaments der
vorherigen Einberufung, eingeladen worden. (Vissarion hat Normund
Rudewitsch auch porträtiert s. Gemäldesammlung.
Anm. d. Übers.) Zusammen mit Seinen Begleitern fuhr Er nach dem
Mittagessen in dessen Büro wegen des im Voraus geplanten Treffens und
Bekanntwerdens mit Vertretern der lettischen Zigeuner.
130. Normund und seine
Familie hatten auf dieses Treffen gewartet, sie hatten auf den Lehrer
gewartet. Man kann sagen, dass im Büro ein Familienmuseum mit
Ausstellungen von Dokumenten, Fotos und Bildern war. Der Autor der
Bilder, Karl Rudewitsch, Normunds Vater, der schon nicht mehr am Leben
war; wie die Zigeuner erzählten, war der einzige Maler unter ihnen, der
angesehene und von vielen geachtete Zigeunerbaron.
131. Normund machte den Lehrer mit seiner Frau Lilija bekannt (Vissarion hat Lilija Rudewitsch auch porträtiert s. Gemäldesammlung.
Anm. d. Übers.), mit Verwandten und nahen Leuten und führte ihn mit
Seinen Begleitern achtungsvoll an den Ausstellungsstücken des
Zigeunermuseums entlang.
132. Danach begann das Gespräch. Normund bat den Lehrer, über die Lehre und über sich selbst zu erzählen.
133. «Wenn es zu einem
Treffen kommt und das Treffen stattfindet, so kann man eindeutig
verstehen - etwas wird für diejenigen, die dieses Treffen organisieren
und daran teilnehmen, in der Zukunft bestimmt werden», sagte der Lehrer
am Anfang des Gesprächs.
134. Und der Lehrer
erzählte über das Wesen der gegenwärtigen Zeit, über die auf der
sibirischen Erde entstehende neue Vereinigung der Menschen und über das
Wesen der Entwicklung des Menschen.
135. Es gab viele
Fragen an den Lehrer, verschiedene Themen wurden berührt. Es gab nicht
wenig Fragen über Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das Treffen
dauerte mehr als vier Stunden.
136. «Woher haben Sie
diese Kenntnisse? Wer sind Sie?», fragte einer der Teilnehmer des
Treffens. «Wir werden es so annehmen, wie Sie es sagen werden!»
137. Und gleich
nachdem der Lehrer die Antwort über Sich und über Sein Wesen beendet
hatte, wo Er sich nannte, ertönte von Normund der Ausruf: «Ehre sei
Gott!»
138. Nachher zum
Schluss des Treffens wurde von Normunds Tochter Roxana, einem
musikalischen Mädchen mit schöner Stimme, ein wohlklingendes Lied über
Jesus Christus gesungen. (Vissarion hat Roxana Rudewitsch auch
porträtiert s. Gemäldesammlung. Anm. d. Übers.) Der Lehrer lächelte, Ihm gefiel Roxanas Stimme.
139. Die neuen Freunde
beeilten sich nicht, vom Lehrer Abschied zu nehmen. Normund lud Ihn
ein, am nächsten Tag zum Mittagessen in sein Familienhaus zu kommen.
140. Am Abend waren
die Reisenden schon im Städtchen Salasgriwa, wo sie bei Freunden bis
zum nächsten Tag blieben, in der großen Familie von Wladimir Gromow.
141. Am neuen Tage,
als der Lehrer im Familienhaus von Normund war, traf die Nachricht ein,
dass die Leiter des «Moskauer Hauses» sich weigern würden, die
Ausstellung durchzuführen.
142. Ein Anruf des
Metropoliten Alexander hatte die Leiter des Komplexes zu solch einer
Entscheidung veranlasst. Nachdem sie erst einen Tag zuvor über die
Unselbstständigkeit und Verantwortungslosigkeit des Direktors der
Galerie «Nellija» gescherzt hatten, brachten sie nun selbst dieselben
Eigenschaften zum Ausdruck, als sie in eine ähnliche Situation geraten
waren ...
143. Zusammen mit dem
Lehrer wurde von den Malern eine schnelle Entscheidung getroffen - die
Ausstellung würde im Gebäude der Akademie der Wissenschaften
durchgeführt, dessen Direktor sich schon früher dazu bereit erklärt
hatte.
144. Zusammen mit
Freunden brachten die Maler die Gemälde schnell an den neuen Ort,
fanden wiederum dank Freunden Ausstellungsflächen mit Beleuchtung, die
den Raum in einen neuen hellen akkuraten Ausstellungsraum verwandelten,
und begannen die Gemälde auszustellen.
145. Während dieser
Zeit unterhielt sich der Lehrer mit Normund Rudewitsch, mit seiner
großen Familie und mit seinen Freunden. Und wieder gab es viele Fragen.
Und wieder gab es Lieder.
146. «Jetzt wird Vadim für euch singen», sagte der Lehrer in der Pause zwischen den Fragen.
147. Vadim sang, und
das kleine Konzert wurde mit Auftritten von Roxana fortgesetzt,
zusammen mit Sando, dem Bruder von Normund, einem Komponisten und
Sänger in einem professionellen Zigeunerensemble.

Zigeuner-Ensemble in Klaipeda/Litauen (21.07.2006) (Foto: Lineta)
148. Und wieder Fragen
... Im vorherigen Gespräch hatte Normund dem Lehrer über die
unerwartete Krankheit seines jüngeren Bruders Raymond erzählt: «Die
Krankheit kam von nirgend woher, die Psoriasis ... Als die Mutter
starb, fing es an. Niemand kann helfen. Was kann man diesem jungen Mann
raten?» (Vissarion hat Raymond Rudewitsch auch porträtiert s. Gemäldesammlung. Anm. d. Übers.)
149. «Den Zustand
ändern. Man muss sich mit Lebensfreude füllen, mit Dankbarkeit dafür,
was von Gott gegeben wird. Und nicht in Sorge sein, wenn man
irgendeinen Verlust erleidet. Den Verlust erleidet man nicht zufällig,
sondern zum Wohl für alle», hatte der Lehrer damals gesagt.
150. Im heutigen
Gespräch fuhr Normund mit dem Thema der Krankheit seines Bruders fort:
«Wie kann man die Krankheit bekämpfen? Er ist ein normaler Mensch,
führt ein normales Leben, nichts beunruhigt, aber unbemerkt schleicht
diese Krankheit heran ...»
151. «Etwas in der
Wahrnehmung war falsch. Wenn in der Seele Harmonie wäre, könnte so eine
Krankheit nicht entstehen», sagte der Lehrer.
152. «Nun, eine Kränkung war da ...», sagte Normund.
153. «Also ... Eine Kränkung - das ist eine schreckliche Sache. Man darf keinesfalls jemandem etwas übelnehmen.
154. Man kann wegen
der Handlungen eines Menschen Bitterkeit fühlen. Aber ihm das
übelzunehmen, heißt, ihn zu verurteilen. Und verurteilen, ein
aggressives Verhältnis ihm gegenüber äußern, heißt, ihn zu überfallen.
Gekränkt sein, bedeutet - du überfällst ihn, du hast ihn mit deiner
Kränkung geschlagen.
155. Wenn man die
Kränkung in sich aufrechterhält, ist das ein steter Angriff auf den
Menschen, dem man etwas übelnimmt. Dies wird unbedingt einen Rückschlag
hervorrufen. Wenn eine Kränkung im Inneren ist, seid ihr gewissermaßen
dem Untergang geweiht - sie wird eure Gesundheit zerfressen.
156. Was auch immer
von jemandem getan wurde, man sollte es auf keinen Fall übelnehmen! Man
muss es wie etwas Gegebenes annehmen. Und wenn es schon passiert ist,
nehmt das, was geschehen ist, würdig an. Ihr könnt es doch nicht mehr
ändern.
157. Es ist sehr
wichtig, sich richtig dazu zu verhalten. Ein richtiges Verhältnis dazu
zu haben, ist sehr wichtig. Und niemanden verurteilen! Niemand ist
schuld daran. Keiner hat daran Schuld.
158. Wenn jemand etwas
bekommt - ist er selbst darauf zugegangen, niemand hat ihn in diese
Situation gezogen, er fühlte es so und ging. Er hat die Wahl getroffen.
Er selbst wählte das, was für ihn bitter wurde. Es war für ihn
notwendig ...
159. Und noch einmal ... Man muss von einem einfachen Verständnis ausgehen - es gibt keinen Tod, er existiert nicht.
160. Das ist einfach
ein bestimmtes Betrachten, wo der Mensch das Geschehende falsch
versteht: Es scheint ihm, dass der Körper das Leben ist ... Nein. Du
bist ein bisschen (im Körper) gewesen, bist weggegangen und wirst
wiederkommen. Es gibt keinen Tod. Ihr verliert niemanden für immer ...»
161. «Aber das Gehirn verliert doch», sagte Normund.
162. «Die Gewohnheit
... Das Gehirn verliert, weil es ungebildet ist. Noch kann es nicht
anders sehen, es hat nicht gelernt. Aber wenn man ihm das beibringt (es
belehrt), wird es anders wahrnehmen.»
163. Auch an diesem
Tag dauerte das Gespräch einige Stunden. Normunds Frau Lilija und ihre
Roma-Schwestern, die beim Gespräch dabei waren, sahen mit ihrer
Gefühlswelt schnell in Vissarion den Lehrer. Die erhöhte Fähigkeit der
Zigeunerinnen, die Menschen durch ihre innere Empfindung einzuschätzen,
brachte sie zum Anerkennen des lebendigen Lehrers.
164. «Ich habe bei
euch die Fähigkeit angetroffen, leicht und schnell das Neue
wahrzunehmen», lächelte der Lehrer. «Zigeuner könnten zu großen
Überbringern der Wahrheit werden.»
165. «Das ist gerade die Aufgabe meines Volkes - das Neue in die Welt zu tragen», sagte Normund.
166. Am Abend
veranstalteten die Zigeuner für den Lehrer ein Konzert. Und Vissarion
blieb bis zum nächsten Tage in diesem gastfreundlichen Haus.
167. Am selben Abend
war Vadim, von Jurij Tichomirnow eingeladen, in der direkt übertragenen
musikalischen Radiosendung des russischen Kanals des lettischen
Rundfunks. Dies war schon der zweite Besuch Vadims in dieser
einstündigen Sendung, er ging also diesmal schon zu Freunden.
168. Die Sendung wurde
von Jurij und seiner Frau Tatjana moderiert. Vadim erzählte ein wenig
von sich, woher er stamme ... und sang zusammen mit dem Gitarristen
Peteris einige Lieder.
169. In den Pausen
zwischen den Musiknummern stellte Juri mutige offene Fragen über das
Werden der Gemeinschaft in Sibirien, über Lebensgrundsätze in der
Gemeinschaft, über die Lehre und über die bevorstehende
Gemäldeausstellung ... Schließlich begannen sich die Pausen zwischen
den Liedern in ein vollwertiges Gespräch zu verwandeln, und die Lieder
ertönten seltener.
170. Während der
direkten Übertragung eines Liedes wurde Jurij von dem Musikredakteur
gewarnt, dass, falls er dieses Gespräch fortsetzen würde, es zu
Unannehmlichkeiten kommen könnte und diese Sendung könne dann die
letzte sein.
171. Aber Jurij hatte irgendwie keine Angst vor Unannehmlichkeiten und führte zuversichtlich seine mutigen Handlungen weiter fort.
172. Die nachfolgende
Frage ließ Vadim darüber berichten, dass sich die religiöse
Autoritätsperson, der Metropolit Alexander, in das Schicksal der
Ausstellung der Gemälde der sibirischen Maler eingemischt hatte. Im
Geiste mittelalterlicher Tradition hatte er die Durchführung der
Ausstellung von Werken der Malerei verhindert und auf diese Weise
versucht, den Letten die Möglichkeit zu nehmen, das Schaffen der Maler
kennen zu lernen ...
173. Am nächsten Tag
erfolgte das Ereignis, das Jurij schon erwartet hatte - der Leiter des
Radiokanals stellte diese Musiksendung ein. Aber in den Augen vieler
Leute und in seinen eigenen Augen war Jurij ein Mensch, der in dieser
nicht einfachen Zeit zur Tat eines echten Mannes fähig war - er hatte
keine Angst ...
174. «Die Geschichte wird von mutigen Leuten geschaffen», sagte der Lehrer über Jurij.
175. Am Nachmittag des
4. Oktobers fand im Gebäude der Akademie der Wissenschaften die
Eröffnung der Ausstellung statt. Die Eröffnung wurde von der Direktorin
des Kulturpalastes der Stadt Salasgriwa, der schönen Lettin Parsla,
durchgeführt. Gedichte wurden vorgelesen, Begrüßungsworte von allen
Teilnehmern der Ausstellung vorgetragen, gute Wünsche von Freunden
geäußert, es gab die ersten Meinungen über das Geschehen, über dessen
Reinheit ...
176. Dank der
Bemühungen des Metropoliten, die zu der Popularität der Ausstellung
beigetragen hatten, war die Aufmerksamkeit der Massenmedien im Hinblick
auf diese Veranstaltung groß. Der Lehrer willigte in einige Interviews
mit den Journalisten der Telekanäle und Zeitungen ein.
177. «Hält die Kirche Sie für gefährlich?», fragte eine Journalistin.
178. «Sie hat Angst
... denn, wenn man Mich frei und in aller Breite das Wort vortragen
lässt, bleiben sie ohne Gemeindeangehörige zurück. Ich könnte ihnen die
Macht nehmen, und sie versuchen, diese Macht unter den Leuten
aufzubauen, und Ich würde den Grund jener Werte brechen, die sie sich,
eher als den Heiligen Geist, zu erwerben bemühen. Und davor haben sie
Angst.
179. Leider ist jetzt
die Struktur der Kirche auf dem Erwerb von materiellen Werten
gegründet. Das aber hat mit dem Geistigen nichts zu tun ...», sagte der
Lehrer.
180. Am 5. Oktober war
die große Halle des Gebäudes der Akademie der Wissenschaften voll.
Leute aus Lettland, Litauen, Estland und Finnland hatten einander die
Information über das geplante Treffen weitergegeben und kamen zum
Gespräch mit dem Lehrer.
181. Einige hundert
Menschen aus verschiedenen Ländern sahen während eines Tages die
Ausstellung von Gemälden der Maler des Gelobten Landes und durch das
Gesehene erfüllt, traten sie in die Halle zum Treffen mit dem Lehrer.
Die Antworten auf die Fragen dauerten mehr als zwei Stunden.
182. Nach dem Treffen
fuhr der Lehrer zum Bahnhof, von wo aus Er nach St. Petersburg abfuhr.
Aus St. Petersburg flog Er nach Krasnojarsk, von dort ging es mit dem
Auto nach Petropáwlowka. Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren - so
hatte Er in den letzten Tagen gefühlt, die Reise wurde zu lang …
183. Und die Ausstellung der Gemälde von Vissarion, Nikolaj Onischtschenko und Igor Gontscharow in Riga dauerte zehn Tage ...
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