Vissarion
1. Am 5. Juni 2005 kam der Lehrer nach
Petropáwlowka. Im Laufe von vier Tagen fanden im Hause des Segens
mittels Losziehung persönliche Treffen mit dem Lehrer statt.
2. Am 11. Juni kehrte Vissarion in die Himmlische Wohnstätte zurück.
3. An den Sonntagen des Juni fand das Sakrament der Verschmelzung mit dem Lehrer im Farntal statt.
4. Am 3. Juli, nach der Verschmelzung wurde vom Lehrer vorgeschlagen, an Ihn Fragen zu stellen.
5. «Ich habe so eine Situation: Eine Schwester und
ich gehen Arm in Arm auf einem schmalen Weg, der Weg vor uns wird noch
schmaler. Ich gehe voran, sie bleibt hinter mir. Und dann gibt mir die
Schwester so einen Hinweis ...»
6. «Der Mann musste voran gehen. Du hast es richtig
gemacht», antwortete der Lehrer. «Und der Versuch der Frau, in diesem
Fall einen Hinweis zu geben, ist für die Frau würdelos. So darf man
prinzipiell im Allgemeinen keinen Hinweis geben.»
7. «Lehrer, habe ich den Hinweis richtig verstanden,
den Wolodja Wedjernikow in Deinem Namen mitgeteilt hat: In der Familie
sei ein jegliches Tadeln oder ein jeglicher Hinweis dem anderen
Menschen gegenüber in Bezug auf einen geistigen Fehler eine grobe
Übertretung?»
8. «Das ist nicht verständlich. Wann hat er das gesagt?»
9. «In der letzten Versammlung. Ich habe es so
verstanden, dass der Hinweis bezüglich des geistigen Fehlers ohne
Präzisierung der Beweggründe eine Übertretung sei.»
10. «Es wäre besser, wenn man nicht so allgemein
nachfragt. Wenn du es schon bei einem konkreten Umstand angewandt hast
und daran zweifelst, ob du es in diesem Fall richtig benutzt hast, was
du gehört hattest, wahrlich, dann wäre es besser nachzufragen.
11. Hat er nämlich irgendein allgemeines Thema
wiedergegeben, so würde das Nachfragen durch allgemeine Ausdrücke
bedeuten, dass man sich auf solche Weise noch mehr verirren kann. Man
muss besser zu etwas Konkretem übergehen.
12. Das wurde ja in Bezug auf irgendwelche Umstände
gesagt, in Bezug auf bestimmte Ereignisse, die schon vorhanden waren.
Wenn sie euch verwirrt haben und dabei ein Hinweis nötig war, sodann
anhand bestimmter Umstände.
13. Das heißt, wenn ihr versucht habt, dies
anzuwenden - den Hinweis dem vorher gemachten gegenüberzustellen - so
muss hier etwas als eine Frage geformt werden (falls euch etwas weiter
verwirrt).
14. Seid vorsichtig mit euren Hinweisen. Ihr könnt
von dem Streben, Hinweise zu geben, zu sehr mitgerissen sein. Da eben
äußert sich meistens eure Schwäche.
15. Wenn nämlich ein Mensch einen anderen auf
dessen Fehler hinweist, sieht er sich selbst in diesem Moment als etwas
Besseres: Tut das ja nicht, er gibt doch einen Hinweis! Als ob er schon
verstehen würde, wie es richtig sein soll; dabei gibt er den Hinweis
einem, der angeblich noch nicht versteht, also ist er gewissermaßen zu
diesem Verständnis noch nicht gewachsen.
16. Eine ähnliche psychologische Gestalt wird im
Inneren gebildet werden, sie kann auf der egoistischen Ebene leicht
entstehen. Beim Hinweisen kann ihm also oft irgendwo tief im Inneren
scheinen: Er sei besser.
17. Und falls man egoistisch zum Bilden solcher
Gestalten neigt, so wird bei euch öfters der Wunsch entstehen, mehr
Hinweise zu geben. Hier muss man also aufmerksam sein - davon nicht
hingerissen zu werden.
18. Es gibt Hinweise, die wirklich gegeben werden
sollen, sonst kann der Fehler ernste Folgen haben, es gibt aber auch
unerhebliche Erscheinungen, die keine ernste Folgen haben; es muss eher
derjenige Demut ausüben, der in diesem Fall gerne einen Hinweis geben
möchte.
19. Wenn ihr etwas seht, was eurer Meinung nach
nicht genau erfüllt wird - das ist nicht schlimm. Denn der Mensch wird
sowieso üben, Ereignisse selbst zu verstehen. Und ihr übt, euch dazu
ruhiger zu verhalten.
20. Sonst könnt ihr euch einander so nur
einschüchtern, denn ihr macht sehr vieles falsch (wenn man es schon
streng einschätzt). Öfters aber sind das unerhebliche Fehler. Ihr
werdet über sie selbst hinauswachsen, ihr werdet sie selbst bemerken
und selbst korrigieren. Es ist sinnlos, zu solchen Fehlern jetzt streng
zu sein und zu diesem Thema eine große Diskussion anzufangen.
21. Das wäre noch möglich, falls der Mensch nach
einem eigenen Schritt, der ihn verwirrt hat, selbst nachfragt: ‹Was
meint ihr, vielleicht habe ich hier etwas falsch gemacht? Wie seht ihr
denn das?› Da könnt ihr dann noch besprechen und überlegen.
22. Seid aber vorsichtig, seid nicht übermäßig
eifrig. Es wird da notwendig sein, einen Hinweis ohne Verzögerung zu
geben, wo ihr eine Handlung seht, die irgendwelche ernsten Folgen haben
kann, wo ernste Übertretungen der Gesetze der Wahrheit folgen können.
Da kann man noch versuchen, milde hinzuweisen.»
23. «Lehrer, man gibt mir viele Hinweise wegen
Kolja: Er gehe nicht zur gemeinsamen Arbeit (Subotnik), lieber helfe er
Leuten, als zu Dir zum Malen zu gehen; er schaffe etwas an den
Projekten nicht ... Ich weiß nicht, was ich dabei antworten soll. Ich
sehe doch, dass Kolja bis zwei Uhr nachts arbeitet, ohne freie Tage ...»
24. «Sage so: ‹Ich bin kein Lehrer für meinen Mann,
ich leite nicht seine Handlungen und ich mische mich nicht in seine
Angelegenheiten ein. Ich bemühe mich, ihm zu dienen und zu helfen,
nicht aber seine Arbeit zu leiten. Warum kommt ihr denn zu mir? Geht zu
ihm, versucht es mit ihm zu klären.›»
25. «Ich antworte ihnen eben so ...»
26. «Prachtkerl! Sage: ‹Wofür sagt ihr mir dies? Damit ich was tue? Damit ich Kolja einen Skandal mache? Oder was?›»
27. «Nun man sagt: ‹Beeinflusse Kolja.›»
28. «Auf welche Weise beeinflussen? Sage so: ‹Soll
die Frau etwa so beeinflussen? Die Frau soll begeistern, nicht aber
beeinflussen. Und ihr? ... Als was wollt ihr mich sehen?›»
29. «Verstehe ich richtig, dass Milchprodukte und
Eier eine Erscheinung sind, die nur kurzfristig ist, dass es nicht
unsere Zukunft ist? Oder gehört die Tierzucht zu unserer Zukunft?»
30. «Nein, die Tierzucht kann nicht zu eurer Zukunft gehören.»
31. «Ist also das Streben, von Milchprodukten und
von Eiern wegzukommen, nur eine vorübergehende Erscheinung? Ist mein
Verständnis richtig?»
32. «Davon wegzukommen, bedeutet keine
vorübergehende Erscheinung; dieses Streben soll beständig sein. Ich
habe es so erwähnt: In bestimmten Fällen, wobei man die Schwächsten in
Betracht zieht. Und hier ließen sich alle fangen, indem sie sich
anscheinend für die Schwächsten hielten», - lächelte der Lehrer.
33. «Wenn man aber über Ernährung sprechen will, so
möchte Ich euch doch auf ein Detail hinweisen. Denn es würde eine
eigenartige Schattierung in eure Überlegungen und Sorgen zu diesem
Thema bringen.
34. Damit ihr zu der richtigen Nahrung kommt, die
bei euch jetzt wegen eurer eigenen Gründe nicht möglich ist, müsst ihr
lernen, maximal ruhig zu sein, soweit es in vernünftigen Grenzen
zulässig ist.
35. Denn je ruhiger und einfacher ihr auf
Ereignisse reagieren werdet, (und das bedeutet: Ihr werdet das Letzte
Testament erfüllen), desto schneller rate Ich euch das Notwendige, und
dies wird euch zu einer anderen Qualität der Ernährung (über)führen,
was bei euch die Menge von dem, was ihr verzehrt, vielfach senken wird.
Vielfach! Und wir können dann für ein Jahr gehen, wohin man will, wobei
wir nichts Essbares mitnehmen», lächelte der Lehrer wieder.
36. «Dafür aber muss man lernen, das Letzte
Testament zu erfüllen. Das zu erfüllen, was Ich euch schon viele Jahre
zu erfüllen bitte.
37. Es ist sehr wichtig, dass ihr ruhig werdet. Und
euer Körper beginnt dann, sich zu einem anderen Lebensrhythmus
umzugestalten, er wird lernen, selbstständig vieles aus eurer Umgebung
zu nehmen. Er ist darauf gestimmt, er hat diese Veranlagung.
38. Je mehr Angst ihr aber habt, je mehr ihr
schimpft und nervös werdet, umso mehr gröberes Essen braucht ihr. Damit
der Organismus keinen Bruch erleidet. Ihr braucht es also, um geerdet
zu werden.
39. Und deswegen habe Ich für euch in einem
bestimmten Maße zugelassen: Ja, möglich, natürlich, falls es bei euch
schon viel zu weit geht, so kann man in diesem Fall auch Eier essen,
wenn ihr eine wesentliche energetische Erschöpfung habt, falls eure
Kräfte stark zurückgehen, so ist es in bestimmten Fällen möglich,
natürlich. Es gibt da einen bestimmten energetischen Wert.
40. Das ist aber ein grobes Essen, es "erdet". Je
mehr ihr es esst, desto mehr "erdet" es euch. Es erleichtert euch die
Überwindung von komplizierten Stress-Situationen, aber das ist kein
Ausweg aus dem Problem, in dem ihr seid. Das ist kein Ausweg.
41. Ein normaler Ausweg ist das, wenn ihr zu
Gläubigen werdet, wobei ihr es tatsächlich gelernt habt, normal und mit
Güte auf alle Ereignisse eurer Umgebung zu reagieren, ohne nervös zu
werden und ohne sich in Verurteilungen zu ergehen.
42. Wahrlich dann beginnt sich eure Psyche
umzustellen. Und nach dieser Umstellung wird sich naturgemäß auch eure
Physiologie umstellen, indem sie euch auf ein anderes Niveau des
Wahrnehmens eurer Umgebung überführen wird. Ihr werdet diese Harmonie
gestalten müssen.
43. Also, liebe Freunde, ihr müsst so schnell wie
möglich lernen, das Letzte Testament zu erfüllen. Denn wenn es
erforderlich wird (wenn es doch wirklich erforderlich wird), euch
schnell dazu zu überführen, könnt ihr dafür nicht vorbereitet sein; und
dann können Bedingungen des Hungers für viele tragische Folgen haben.
44. Deswegen habe Ich euch nicht aufgerufen, das
alles zu essen. Ich habe nur eure schwächsten Äußerungen in Betracht
gezogen, die Ich nicht übergehen kann, weil ihr alle unterschiedlich
seid. Ich kann aber nicht gleichermaßen denselben Hinweis für alle
geben. Deswegen muss Ich für einige Leute das Eine geben, für die
anderen aber auf das Andere hinweisen; ihr Zustand wird dabei in
Betracht gezogen.
45. Aber ihr erzählt ja einander alles, ihr gebt
also verschiedene Worte einander weiter: Als ob dort der Lehrer etwas
erlaubt hat, hier aber angeblich etwas verboten hat. Beim Versuch zu
verstehen, warum so etwas passiert, entsteht in eurem Bewusstsein eine
eigenartige Vermischung.
46. Ihr versucht, sehr vieles aus dem, was rings
herum passiert, zu erfassen, zu verstehen; aber das wird für euch
schwierig sein. Versucht euch selbst zu verstehen; versucht euch selbst
das Gehör zu schenken. Lernt es, für eigene Schritte verantwortlich zu
sein, nicht aber für die Schritte eurer Nächsten (ihr werdet für sie
sowieso verantwortlich sein; lasst euch aber davon nicht mitreißen,
eure Aufmerksamkeit in eurem Bewusstsein darauf zu richten; es wird oft
bei euch falsch zum Ausdruck kommen).
47. Seid streng zu euch selbst, seid aufmerksam zu
euch und lernt, maximal ausgeglichen zu sein, dankbar für alles zu
sein, was um euch herum geschieht und was auf euch zukommt.
48. Und lernt, eure Fragen eben zu diesem Thema
konstruktiv zu gestalten und sie zu stellen, indem ihr von einer
konkreteren Situation ausgeht. Dann haben wir ein interessantes
Gespräch.
49. Eben von dieser Seite aus stellt ihr noch sehr
wenige notwendige Fragen, und das bedeutet, dass ihr bis jetzt eben in
diese Richtung nicht überlegt. Beschäftigt euch also damit. Dann wird
bei euch alles sofort schnell dazu übergehen, dorthin zu kommen, wo Ich
möchte, dass ihr hinkommt.
50. Aber bis jetzt macht ihr einige Rückschritte
gegenüber dem, was einst vorher an Forderungen an euch gestellt worden
ist. Dadurch, dass ihr in komplizierte Umstände geraten seid, habt ihr
viele natürliche Fehler, die euch eigen sind, gemacht.
51. Diese Fehler waren unvermeidlich. Ihr müsst sie
durchmachen, indem ihr lernen werdet, euch richtig zu benehmen, euch
richtig dazu zu verhalten, wozu ihr früher eine sehr starke Neigung
hattet, wohinein ihr geboren und erzogen seid.
52. Es ist also nun eine Sache: Euch plötzlich in
Verhältnisse von neuer Art zu stellen, wobei das für euch Gewohnte weg
ist. Es bedeutet aber nicht, dass ihr in dem Gewohnten schon alles
Eigene überwunden habt. Und ihr solltet in dieses Gewohnte in einem
gewissen Maße zurückkehren, damit diejenigen eurer Eigenschaften zum
Ausdruck kommen, die nicht normal entwickelt wurden, die nicht im
notwendigen Maße gestaltet wurden. Damit ihr in diesen Verhältnissen
schon beginnt, das Letzte Testament anzuwenden. Damit ihr die
Erfahrung, die heute bei euch in diesem Körper durch eure "Bemühungen"
gesammelt wurde, umgestalten und auf eine richtige Ebene bringen könnt.
53. Indem ihr nämlich viele natürliche Fehler
gemacht habt, habt ihr für eure Psyche und eure Physiologie viele
komplizierte Umstände geschaffen. Das hatte viele natürliche Folgen,
die berücksichtigt werden müssen.
54. Das ist eine notgedrungene Bedingung, es ist
keine Regel. Ihr werdet das verlassen müssen, indem ihr eure heutigen
Schritte richtig macht, indem ihr alles richtig zu bewältigen lernt und
dementsprechend wahrnehmen lernt, wie ihr es in der Lehre des Letzten
Testaments schon wahrgenommen habt.
55. Seid also aufmerksam und lernt ... irgendwann
wird es bei euch in der fernen Vergangenheit bleiben, so zu essen, wie
ihr jetzt esst; viele werden sich daran mit einem Lächeln erinnern.»
56. «Wäre es besser den Kindern keine Eier zu
geben? Oder ist es in extremen Fällen erlaubt? Wie steht es mit der
Nahrung der Kinder?»
57. «So etwas wäre möglich. Ich kann euch jetzt
keine genaue Empfehlung geben: Ihr alle habt unterschiedliche
Verhältnisse. Hier kommt alles darauf an, wie sich die Kinder
verhalten, in welchem psychologischen Zustand sie sind ...
58. Wir sprechen ja davon, dass wir lernen, uns
selbst zu verändern, indem wir das Letzte Testament erfüllen; und es
wird dazu führen, dass euer Körper beginnen wird, sich umzustellen.
Aber die Kinder setzen keine Anstrengungen dieser Art ein; sie befinden
sich in Abhängigkeit von euren emotionalen Zuständen; und oft legt sich
auf sie eine sehr große Überlastung. Deswegen kann Ich jetzt nicht
irgendwelche Grenzen festlegen oder euch irgendwelche Empfehlungen
geben.»
59. «Wenn ich dem Kind keine Eier gebe, verliert es dann etwas?»
60. «Ich sage nicht, dass dies irgendeine ungesunde
Auswirkung haben wird, falls das Kind etwas davon isst. Aber wenn es
nicht davon isst - wäre das auch in Ordnung. Für einige Kinder könnte
es sogar gesund sein - so könnte man es auch sagen. Du möchtest einen
genauen Hinweis von Mir bekommen. Ich aber gebe keine genaue Empfehlung.
61. Die Hauptsache ist: Ihr sollt euch nicht
ängstigen und euch in erster Linie selbst ändern. Denn eure Kinder
hängen von euch, von den Erwachsenen ab. Sonst werdet ihr an den
Kindern eure Strenge ausüben, nicht aber an euch selbst - dann werdet
ihr sie in solche Verhältnisse bringen, wo ihre Psyche die
Überforderungen, die durch euch entstehen, einfach nicht bewältigen
können wird.
62. Je feiner nämlich die Psyche wird, desto mehr
Ruhe ist unbedingt erforderlich. Sonst können Ärgernisse
(Gereiztheiten) die Psyche verhängnisvoll beeinträchtigen, das Kind
wird verwundbarer.
63. Das heißt, ein geistiger Schutz soll schon in
ihm geschaffen sein, seine eigenen Bemühungen müssen richtig eingesetzt
werden; sein richtiger Gebetszustand, seine Fähigkeit zum richtigen
Einsetzen dessen, was ein Gläubiger einsetzen muss - soll vorhanden
sein - . Aber das Kind kann das noch nicht anwenden.»
64. «Ich möchte einen Hinweis für mich haben. Ich
lebe in der Stadt auf dem Berg. Die Spezifik meiner Arbeit ist so, dass
ich selten zu Hause bin. Als ich nach Hause zurück kam (gerade
gestern), habe ich bei meiner Frau eine innere Spannung bemerkt, einen
komplizierten Zustand, was mit meiner häufigen Abwesenheit verbunden
ist. Wie soll ich es machen? Die vorhandene Wirklichkeit akzeptieren
und meine Arbeit weiter machen? Oder überspanne ich hier vielleicht den
Bogen in dem Streben, das Größere, losgelöst von meiner Familie, zu
machen? Wie soll ich es in diesem Fall machen? Soll ich der Einigen
Familie oder meiner persönlichen Familie (Naturfamilie) mehr
Aufmerksamkeit schenken?»
65. «Der gemeinsamen Sache dienen. Für den Mann
muss das immer das Allererste sein. Wenn sich die Frau richtig zu den
Handlungen ihres Mannes verhält, wird sie es wunderbar haben.
66. Der Mann kann nicht immer zu Hause sein. Wenn
er der gemeinsamen Sache dient und das gemeinsame Ziel ihm die
Verantwortung auferlegt, die von einem anderen nicht getragen werden
kann, und falls diese Arbeit für viele notwendig ist - so muss man dies
mutig und ruhig tun. Das ist eine normale Handlung eines Mannes.
67. Das Weitere ist schon die Aufgabe der Frau -
wie sie lernt, sich dazu zu verhalten; wie sie lernt, auf den Mann zu
warten und die Augenblicke auszunutzen, wo er neben ihr ist, damit
diese Augenblicke zu Festen werden, zu etwas Wunderbarem werden, was
sie soweit auffüllt, dass sie auf den nächsten dieser Augenblicke
warten kann. Die Frauen müssen weniger Ansprüche haben, dann wird alles
wunderbar sein. Du machst also alles richtig.
68. Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, diese
Umstände aufs Neue zu überprüfen und sie irgendwie zu mildern, so soll
dies im Kreis mit den Männern zusammen angeschaut und geregelt werden.
Wenn aber keine andere Lösung zu finden ist, sondern offensichtlich
ist, dass eben du dies am würdigsten erfüllen kannst - so mutig
vorwärts!»
69. «Lehrer, wäre so ein Wunsch richtig: Beim
Streben, eine vorübergehende Krankheit zu bewältigen, sich eine Frist
für diese Bewältigung zu setzen und daran zu glauben, dass sich die
Genesung gerade an diesem Termin ereignen wird?»
70. «Eine Frist bezeichnen soll man nicht. Nur das
Streben. Jedenfalls, im beliebigen Fall, wenn ihr bemüht seid,
irgendetwas zu erledigen, so bindet euch nicht besonders fest an die
Fristen. Die wahren Fristen werden in der Regel nicht mit euren
Wünschen zusammenfallen.
71. Deswegen bindet euch nicht, um nicht unnötig
besorgt zu sein. Sonst hängt ihr dem an und denkt später: ‹Wie schade,
es hat nicht geklappt.› Was aber hat nicht geklappt? Die Genesung ist
doch gelungen. Ist sie gestern nicht gelungen? Nun gut!»
72. «Lehrer, in der Zeitung "Sjemlja Objetowannja"
(Das Gelobte Land) wurde ein Artikel veröffentlicht: Ein Immunologe aus
der Stadt Balaschow erzählt davon, wie man sich für die Unterstützung
des eigenen Körpers einstellen kann. Folgende Worte dieser Einstellung
haben mir nicht besonders gefallen: ‹Mögen sich alle Teilchen der
Misserfolge, des Missglücks und der Krankheiten in eine positive Reihe
umstellen.› Hier wird alles durcheinander gebracht ... Ich benutzte
eigentlich diese Einstellung, glaubte aber nicht daran. Muss ich sie
also benutzen?»
73. «Du glaubst doch nicht daran.»
74. «Soll vielleicht niemand sie benutzen?»
75. «Du hast doch heute gehört? Ihr seid für eigene Schritte verantwortlich.»
76. «Danke. Ich habe gehört. Danke, Lehrer.»
77. «Wie Hungrige verhaltet ihr euch gierig zu
allem, was dem Essbaren ähnelt. Ihr seid bereit, alles zu greifen,
alles zu kauen. Das Letzte Testament ist euch zu wenig. Was eben fehlt
euch? Ihr könnt fragen. Welchen Hinweis braucht ihr?
78. Fehlt es euch an Zeit, um es (das Letzte
Testament) zu lesen? Es reicht aber für die andere Literatur.
Wunderbar! Ihr habt andere Lektüren, ihr bringt alles nach Hause und
ihr findet Zeit dafür.
79. Jedoch für die Bewohner der Stadt z.B. ist es einfach Pflicht - die Schrift ausgezeichnet zu kennen.
80. Obgleich dies für alle Gläubigen eine Regel
sein muss. Damit man in jedem Moment eine Prüfung durchführen könnte
und fragen:‹Nun Kapitel Nummer so ... Worum handelt es sich?› - Und
darauf soll geantwortet werden. Weil das ja euer Leben ist, ihr müsst
das gut beherrschen. Nicht nur um sich selbst zu helfen, sondern auch
um die Aufgaben eurer Nächsten zu lösen, ihnen zu helfen und um sie
richtig und kundig zu unterstützen.»
81. «Lehrer, ich hatte vor kurzem ein starkes
"Brennen". Jetzt ist sozusagen Beruhigung eingetreten. Und jetzt
überlege ich, was das heißt: Entweder ist es Gleichgültigkeit oder sind
es Reste meiner Gemütsbewegungen? Es scheint mir nämlich, dass in
meinem Inneren irgendeine Kränkung geblieben ist, und ich bin mir nicht
im Klaren ... Frage ich ungenau, nicht wahr?»
82. «Du fragst: ‹Was passiert bei mir?› - und
Schluss. Wenn die Kränkung doch geblieben ist, so ziehe sie aus dem
Inneren heraus; bezeichne, was konkret deine Kränkung verursacht hat;
und verstehe es zu verzeihen. Wenn nötig, gehe zu deinem Nächsten und
entschuldige dich bei ihm.
83. «Und ich kann nicht verstehen ...»
84. «Sieh allmählich, Punkt für Punkt, durch. Was
hattet ihr? Dies hier ... Gekränkt deswegen? Nein, nicht gekränkt. Und
dies hier? ... Und so allmählich: Was war es; welchen Konflikt hattest
du, mit welchem Menschen... Sieh so Punkt um Punkt durch, was hat dich
konkret gekränkt.
85. Analysiere detailliert, jede Kleinigkeit.
Vielleicht hat dich etwas ganz Einfaches gekränkt: Wie dieser Mensch
gekleidet ist; oder eventuell irgendeine Aussage; war es vielleicht
eine konkrete Handlung ...
86. Ihr könnt aber nur da gekränkt werden, wo ihr
noch nicht völlig demütig seid. Eine Kränkung ist nur in diesem Fall
möglich. Das Gefühl der Kränkung entsteht folglich durch das Gefühl der
Erniedrigung.
87. Im normalen Zustand - wenn man euch Schmerz
zufügt, wenn man euch einen psychologischen Schlag verpasst - so kann
es euch unbehaglich sein, euch weh tun, euch unangenehm zumute sein,
ihr könnt traurig sein ... aber im normalen Zustand des Wahrnehmens der
Realität werdet ihr nicht gekränkt sein.
88. Wenn der Grad der Demut bei euch noch nicht
genügend groß ist, so werdet ihr in ähnlichen Verhältnissen (wo man
euch ebenso psychisch erniedrigt, "schlägt") die Kränkung verspüren.
Und der Kränkung folgt sogleich die Verurteilung und die ganze Schleppe
der nicht normalen Folgen.
89. Daher muss man lernen, das zu verzeihen; lernen
dieser Realität zu erlauben, so zu sein: Möge dies sein; dass es so
gemacht wurde; gut! Und ihr konntet dadurch euren Mangel sehen und
lernt, ihn richtig zu reinigen, zu verbessern, auf den richtigen Platz
zu stellen und mit dem Licht eures Glaubens zu beleuchten.»
90. «Man kann doch nicht sagen, dass ich dann
angeblich den Glauben verloren habe, falls diese Kränkungen bei mir
immer noch entstehen?»
91. «Wir sprechen auch nicht so global. Du hast
doch gesagt: ‹Irgendwo tief in meinem Innern spüre ich die Kränkung.›
Das ist alles, darüber spreche Ich doch. Man muss versuchen können,
diese Kränkung herauszuschälen, soweit es deinem Bewusstsein gelingen
wird.
92. Wenn es nicht gelingt, frage bei deinen
Nächsten nach: Worauf können sie in dieser Situation die Aufmerksamkeit
richten? Versuche, dich mit Freunden zu beraten.
93. Falls es letzten Endes doch nicht gelingt - so
macht es nichts, geh vorwärts und lerne. Lerne mindestens, dich gerade
zu jenem Menschen gut zu verhalten, bezogen auf denjenigen zu dem
irgendwelche Spannungen und negative psychologische Reibungen
entstanden sind. Lerne, dich gerade zu ihm gut zu verhalten. Kultiviere
und entwickle in dir immer das Streben, ihm zu helfen, gerade ihm
nützlich zu sein. Wenn nötig, versuche durch Handlungen zu helfen.
94. Die Kränkung bildet gewöhnlich eine Distanz:
Wenn ihr euch von den Menschen abwendet. Das passiert im besten Fall.
Im schlimmsten Fall seid ihr rachsüchtig. Und wenn ihr euch abwendet,
ist es doch im Grunde genommen eine negative Erscheinung (wenn man das
einschätzt - als Negatives oder Positives). Ihr sollt euch nämlich
nicht abwenden.
95. Also, du kämpfst schon gegen diese Kränkung,
indem du in deinem Inneren eine positive Beziehung zu diesem Menschen
zu gestalten versuchst, indem du versuchst, dich ihm zuzuwenden, nicht
aber dich von ihm abzuwenden; du bekämpfst die Kränkung, du
überwältigst sie dabei schon, auch wenn du sie dabei noch nicht
herausgeschält hast, noch nicht erkannt hast.
96. Es ist sehr wichtig, dass ihr richtig handelt.
Vielleicht werdet ihr es nicht verstehen, was für ein Fehler im Inneren
ist, woher er bei euch stammt - das ist nicht immer wichtig.
97. Jeder Gefühlszustand von euch, den ihr bei der
Auswirkung der Umstände auf euch zu verspüren beginnt, bewegt euch zu
irgendwelchen Handlungen. Daher bitte Ich euch, nicht herumzuwühlen,
nicht zu suchen, was es für eine Gemütsbewegung in eurem Inneren gibt;
sondern gleich zu sehen, zu welcher Handlung euch dies bewegt.
98. Dies könnt ihr am leichtesten sehen, denn ihr
handelt doch entsprechend diesen Gefühlen. Das zu sehen, was eure Hände
tun, was eure Zunge spricht, das ist für euch leicht. Um das
realistisch zu sehen, wird keine besondere Weisheit gebraucht.
99. So wahrlich bitte Ich euch doch, dass ihr
fragt: ‹Es gibt so eine Handlung ... Ich will es in diesem Fall so
machen ... Ist das richtig? Oder muss man es in diesem Fall irgendwie
anders machen?› Ihr nennt aber dabei die Handlung (darf man es so
machen, falls etwas so, oder so war ...) nicht aber, ‹warum dies bei
euch im Inneren geschieht›.
100. Und wenn ihr den Hinweis kennt, dass ihr eben
unter diesen Umständen so oder anders handeln müsst, jenes aber so
nicht gemacht werden darf - das ist alles - gerade indem ihr sucht,
diesem zu folgen, dabei auch eure Willensstärke anwendet, weil ihr euch
selbst besiegen müsst, und dafür die Willensstärke unbedingt gebraucht
wird. Dabei werdet ihr auch gleich an euren geheimen Fehlern und
Problemen, die ihr sogar noch nicht einmal genau erkannt habt,
arbeiten. Ihr beginnt, sie schon zu korrigieren.
101. Deswegen lernt es, dem Wege der Wahrheit
richtig zu folgen, der sich für euch öffnet. Wie es euch auch
schleudern wird, es gibt die Orientierungen, die "Meilensteinchen",
denen man folgen muss. Das ist der gerade Weg.
102. Und ihr wollt gleich vieles bestimmen. Das
ist auch einer der Fehler, das ist Angst. Es scheint euch: Je mehr ihr
von eurem Feinde erfahren werdet, desto schneller werdet ihr ihn
besiegen. Nein, das ist ein Fehler. Das ist überhaupt keine Schlacht,
überhaupt kein Feind.
103. Man muss es schaffen, jeden Tag gebührend zu
nutzen, zum Ruhme Gottes; man muss jeden Tag Schwächen bewältigen.
Sonst werdet ihr mit Überlegungen den größten Teil eures Lebens
verbringen. Anstatt zu siegen, werdet ihr nur überlegen.»
104. «Ist der Wunsch in Ordnung, wenn man mit einem Menschen, der zu sehr groben Handlungen neigt, nichts zu tun haben will?»
105. «Je nach dem, was für grobe Handlungen es sind. Denn dabei triffst du eine eigene Einschätzung der Handlungen, die du kennst.
106. Ich Meinerseits könnte sie vielleicht so
einschätzen, dass Ich sagen würde: Eben diese Handlungen sind keine
groben Handlungen, sie sind in Ordnung. Das heißt, euer Maß der
Einschätzungen ist bei euch unterschiedlich, deswegen wäre es hier
besser, nicht zu verallgemeinern.»
107. «Nun zum Beispiel, er kann die Frau körperlich beleidigen.»
108. «Körperlich beleidigen - in welchem Fall und
unter welchen Umständen? Vielleicht ist dieser Mensch impulsiv, einfach
impulsiv und heftig; er schafft es nicht, sich zu kontrollieren; und
eine Provokation seitens der Frau (eine Provokation kann dabei oft
vorkommen) ruft bei ihm solch einen Zorn hervor. In so einem Fall
bekommt aber die Frau das, was sie verdient. Wenn sie provoziert, so
verdient sie gerade dieses.
109. Und sich gleich zu beeilen, miteinander
nichts zu tun zu haben ... Was bedeutet das, ‹nichts zu tun zu haben›?
Überhaupt nicht zu kommunizieren? Überhaupt sich nicht anzunähern? Das
wird aber eher eine Kränkung zu einem Menschen sein.
110. Das heißt, man muss immer bereit sein, dem
Menschen zu helfen. Man muss immer diesen Wunsch haben - bereit sein,
zu helfen. Vielleicht irgendwo zu zügeln ... vielleicht zu beruhigen.
Man muss lernen, nützlich für den Nächsten zu sein. Und dann muss man
sehen, wie man gemeinsam etwas zu tun zu haben wird.
111. Wenn es so ist, dass mehr Ausgeglichenheit
und Ruhe gebraucht wird, in so einem Fall wäre es besser, irgendeine
verantwortungsvolle Arbeit mit einem Partner zu machen, der
ausgeglichener ist, als mit einem Menschen, der hitzig und impulsiv ist
und dem in jedem Moment die Zügel durchgehen können, und der Dummheiten
macht; dabei werdet ihr den Effekt nicht erreichen, den ihr für das
Wohl der Nächsten gedacht habt.
112. Also, grob gesagt, man kann nicht mit einem
Menschen in einem Spähtrupp gehen, der in jedem Moment aufstehen und
schreien wird. Ihr kriecht da, damit der Feind euch nicht bemerkt; er
aber steht auf und beginnt zu schreien, obwohl man sich doch still
heranschleichen müsste. Eine Ameise oder sonst irgendwas hat ihn
gestochen - er steht auf, beginnt zu zucken, zu schreien, zu spucken
und hat dem Feind zu ungelegener Zeit einen Schrecken eingejagt»,
lächelte der Lehrer. «Ja, in so einem Fall darf man nichts Gemeinsames
unternehmen. Ich habe jetzt aber verallgemeinert, damit es euch wohl
klarer wird ...»
113. «Ja, hier aber passiert etwas, wo er alles
verstohlen macht. Wenn ich weg bin, könnte er zum Beispiel etwas sehr
Grobes und Unwürdiges tun, zum Beispiel etwas anzünden ...»
114. «Oh. Und was zündet er an?»
115. «Häuser.»
116. «Er zündet sogar Häuser an? Na so was! Nun, dann braucht er noch mehr Bevormundung, man muss mehr auf ihn aufpassen.»
117. «Ich habe aber überhaupt keinen Wunsch, mit ihm zu kommunizieren. Ist das in Ordnung? Oder ...»
118. «Nein, kommunizieren ... sieh, sei
aufmerksam. Denn wenn ihr kommuniziert, habt ihr eine Möglichkeit, dem
Menschen dabei etwas zu schenken, was er nicht hat.
119. Manchmal macht der Mensch absurde Handlungen
nur deshalb, weil ihm die Aufmerksamkeit der anderen fehlt, und nur
deshalb, weil man ihn nicht liebt. Er sieht, dass man sich von ihm
abwendet, und das ruft in seinem Inneren einen egoistischen Wunsch
hervor, eure Aufmerksamkeit so eigenartig auf sich zu lenken.
120. Aber das sieht grob aus. So handeln oft
Kinder, aber eben deswegen, weil es ihnen an der Aufmerksamkeit der
Anderen fehlt, an so einer Aufmerksamkeit, die sie für sich wünschen
(hier ist noch so ein Umstand zu berücksichtigen - dass nicht jede
Aufmerksamkeit dienlich ist).»
121. «Aber dieser Mensch geht nicht mit der Wahrheit.»
122. «Hier muss man einfach weiter an den
Umständen ersehen, ob man in dem einen oder anderen Moment zu ihm gehen
und speziell mit ihm kommunizieren muss.»
123. «Bleibt die Verantwortung bei mir, wenn ich einfach beiseite gehe?»
124. «In welchem Fall? Gehst du einfach beiseite?
Oder wie wirst du beiseite gehen? Er ist zu dir gekommen, er wollte mit
dir sprechen, und du gehst einfach zur Seite weg? Nein, hier machst du
es nicht richtig.
125. Wenn er zu dir mit einer Frage gekommen ist
und reden möchte, so musst du mit ihm reden. Also siehst du, hier
können viele unterschiedliche Nuancen entstehen, die in einer Frage
nicht verallgemeinert werden dürfen.
126. Wäge es einfach in jedem einzelnen Fall ab,
stelle im Voraus keine Regel auf, der du trocken folgen wirst, dessen
ungeachtet, wie sich die Ereignisse entwickeln werden. Die Hauptsache
ist, dass ihr so eine Frage niemals stellt.
127. Lebt immer so, wie es euch der Tag bereitet.
Wenn die heutigen Umstände euch irgendwelche Bedingungen diktieren - so
reagiert sofort flexibel auf sie und handelt.
128. Stellt aber nie eine Regel auf! Wenn ihr
nämlich eine Regel für euch getroffen habt, wollt ihr auch später
entsprechend dieser Regel handeln und die Entwicklung der Ereignisse
nicht berücksichtigen. Aber die Ereignisse können sich verändern und
eine ganz andere Entscheidung kann dabei notwendig werden; ihr aber
folgt dann einer trockenen Regel mit einer Selbstberuhigung: So einen
Hinweis hat der Lehrer gegeben. Das wird ein großer Fehler sein.
Deshalb stellt also nie eine allgemeine Regel auf.
129. Ja, es gibt bestimmte Gesetze, die wir
bestimmen: So muss man es machen. Wenn ihr aber nachzufragen versucht,
so fragt immer etwas Konkretes, bezüglich der momentanen Umstände,
bereichert euch mit den vielzähligen Weisheiten, die die momentanen
Handlungen betreffen.
130. Später vollzieht sich in euren Köpfen dieses
Summieren - das Begreifen dieser gesammelten Hinweise und Weisheiten,
und ihr beginnt dann zu verstehen, wie man auch in anderen Umständen
richtig handeln muss.
131. Ihr werdet versuchen, das Wesen dieser
Weisheiten und Hinweise zu erspüren. Sie beginnen dann, euch auf eine
harmonische Lebensart einzustimmen. Ihr werdet schon selbst darauf
kommen, wie ihr euch in einem anderen einzelnen Fall, bezüglich dessen
ihr noch nicht gefragt hattet, richtig benehmen müsst.
132. Es sollte immer eine große Vielfalt der
individuellen Herangehensweisen von unterschiedlichen Umständen sein,
nicht aber eine Regel für viele Fälle.
133. Man kann in der Tat sehr viele Wahrheiten und
Weisheiten geben, aber besser nicht verallgemeinern. Das menschliche
Leben ist sehr vielseitig, es soll nicht trocken und eindeutig
betrachtet werden. Deshalb tretet an alles immer individuell heran.»
134. «Lehrer, ich habe mit meinem Vertrautesten
Situationen, wo er wegen verschiedener Kleinigkeiten oft gekränkt ist.
Ich reagiere auf diese Kränkung mit den Worten: ‹Nun, bleibe beim
Wasserbringen.› (Es gibt eine Art Sprichwort im Russischen: «Man nutzt
diejenigen, die sich gekränkt fühlen, zum Wasserbringen.» - Anm. d.
Übers.) Letztendlich war ich dann so angespannt, dass ich Deinen
Hinweis laut aussprach - dass ein Leichtbeleidigter einfach ein
potenzieller Verräter ist; in einem bestimmten Moment, in einer
komplizierten Situation kann dieser Mensch einen einfach verraten und
im Stich lassen.»
135. «Nun ja, der Verrat geschieht gewöhnlich
deshalb, weil man durch etwas gekränkt ist - weil man sich durch den
Staat gekränkt fühlt oder durch einen Nächsten. Und sie (die Kränkung)
führt dazu, dass Leute zu verraten beginnen. Etwas gefällt ihnen nicht
- und die Kränkung wird in der Regel zur Grundlage des Verrates.
136. Wie sich auch jemand unter den Nächsten
beleidigt fühlt, es ist deine Aufgabe - die Bedingungen zu erfüllen,
die heute von Mir erwähnt wurden. Sie (die Aufgabe) ist sehr wichtig:
Du sollst ausgeglichen sein, ruhig und gutherzig.»
137. «Gleichsam mit eigenem Beispiel vorangehen.»
138. «Wie ein Eselchen, so ruhig, wie so ein
Eselchen ...», lächelte der Lehrer. «Der Gekränkte versucht
wahrscheinlich in diesem Fall durch dich Wasser zu bringen, wie auf
einem Eselchen. Macht aber nichts ... Deine Ruhe heißt dein Leben, das
ist tatsächlich der Wohlgeruch deines Geistes, deiner Seele. Also macht
nichts, habe keine Angst, in diesem Fall den Kürzeren zu ziehen.»
139. «Gut. Es ist aber so mit diesem nahe
stehenden Menschen: Als ich ihn früher sozusagen nervös machte, mit ihm
streng war und Ansprüche hatte, war dieser Mensch demütig und gehorsam.
Nachdem ich aber diese Forderungen abgeschafft hatte und aufgehört
hatte ihn "zu fordern" und nervös zu machen, so erscheinen jetzt all
diese Eigenschaften bei ihm, die früher bei mir ihm gegenüber
erschienen waren.»
140. «Nun, richtig. Alles ist richtig.»
141. «Aber ist das ein normales Verhältnis?»
142. «Ihr alle seid in ähnlichen Verhältnissen.
Ihr alle habt in euch selbst ähnliche psychische Eigenschaften. Sie
sind bei euch allen sehr ähnlich, deswegen bemüht ihr euch gewöhnlich,
einander zu erdrücken und in etwas zu übertreffen. Und derjenige, der
sich als der Schwächere fühlt, schweigt mehr.
143. Sein Schweigen bedeutet aber dabei nicht,
dass er diese Züge nicht hat. Gleich nachdem es möglich ist, dasselbe
zu tun, beginnt er schnell dieses auszudrücken: Er hat nämlich dasselbe.
144. Du bist also in übliche Verhältnisse geraten.
Du hast aufgehört, deinen Nächsten zu unterdrücken. Das sind normale,
übliche Verhältnisse eures Lebens, die euch immer dazu provozieren,
aggressiv zu werden. Deswegen versuchen alle, Kriege zu führen,
bereiten sich immer auf einen Krieg vor ... Und falls man sich auf
einen Krieg vorbereitet, so wird der Krieg auch unbedingt stattfinden.
145. Man provoziert also stets einander. Und eure
Aufgabe ist es, auf diese Provokation eures Nächsten nicht zu achten;
ihr sollt nicht seine Fehler wiederholen. Keinesfalls!
146. Wenn ein Nächster etwas macht, was eines
gläubigen Menschen unwürdig ist, müsst ihr daraus einfach eine Lektion
ziehen: So dürft ihr es nicht machen.
147. Ihr müsst euch merken, wie ihr es eben gerade
nicht machen dürft. Ihr seht, dass euch die Handlungen des Nächsten
euch gegenüber nicht gefallen, so merkt euch das und macht es selbst
nie so.
148. Also, wenn der Nächste, nachdem du zu ihm
streng warst und ihn irgendwie unterdrückt hast, daraus keine
notwendige Lektion gezogen hat und Weisheit für sich gewonnen hat, so
beginnt er natürlich deinen Fehler zu wiederholen. Er hat ihn nicht
begriffen, diese Weisheit hat er nicht begriffen. Dann begreife du sie
doch.
149. Also, der unter euch, der sich schneller
besinnt und zur Vernunft kommt, derjenige ist der weisere. Er kann die
Fahne in seine Hände bekommen, also vorwärts! Auch eine größere
Verantwortung wird diesem Menschen zuteil.
150. Lernt also voneinander. Ihr führt einander
gute Beispiele vor, sehr anschauliche Beispiele; ihr zeigt einander
eben das, was ihr habt.
151. Beeilt euch also nicht, zu sagen: ‹Der
Nächste hat das.› Er zeigt das, was auch ihr habt; aber es liegt in
unterschiedlichem Maße in eurem Inneren verborgen: Hier wartet es noch
auf seine Stunde, woanders erinnert ihr euch sogleich daran, dass ihr
euch auch schon so heftig geäußert habt. Jedoch das alles gibt es aber
in eurem Inneren.
152. Seht also aufmerksam zu, was ein Nächster
macht. Wenn euch etwas in seinen Handlungen nicht gefällt, so bemerkt
sofort für euch: Gerade so sollt ihr euch keinesfalls benehmen. Lernt
und wiederholt nicht seine Fehler, gebt dieser Provokation nicht nach.»
153. «Beim Kommunizieren mit einem Menschen
entsteht folgende Situation: Ich bemerke, dass meine Aussagen und Worte
falsch verstanden werden und sie später gegen mich benutzt werden. Und
ich weiß nicht, wie ich mich in diesem Fall benehmen soll. Entweder das
Kommunizieren nur auf einsilbige Antworten begrenzen, was voraussetzt,
dass alles präzise verstanden wird? Oder bei der Rückkehr dieser
Aussagen zu mir (das heißt, sie sind mir nicht gelegen, mir unangenehm)
folgenden Hinweis für mich zu benutzen: Wenn man bei dir nicht
nachfragt, nicht präzisiert - so ist es auch gut?»
154.
155. «Dies darf man aber wiederum nicht als eine
Regel nehmen. Nach Möglichkeit soll man natürlich Wege suchen und
genauer nachfragen, warum es eben so verstanden worden ist, oder ob
denn dein Satz wirklich so verstanden worden ist (wie du ihn meinst).
Und du wirst versuchen zu erzählen, was eben du mit diesem Satz
ausdrücken wolltest. So eine Möglichkeit soll man auch suchen.»
156. «Muss man das also tun, nachdem dieser Satz
schon zurückgekehrt ist? Oder dann, wenn ich etwas sage und dabei nicht
weiß, ob er mich richtig verstanden hat?»
157. «Falls du fühlst, dass er dich nicht bis zu
Ende verstehen kann, falls du es sofort spürst, so versuche, sofort zu
präziseren, ob er dein Bild, das du ihm gibst, richtig verstanden hat.
158. Aber wenn du dies nicht bemerkt hast und dich
nichts bei diesem Umstand verwirrt hat (während du über etwas
gesprochen hast), dann bleibt für dich nur etwas zu korrigieren, wenn
du diesen Fehler bemerkst (denn du konntest es ja nicht voraussehen).
159. Deswegen, wenn diese Sache zu dir
zurückkehrt, dann kannst du nach irgendeiner Weile, bei günstigeren
Umständen oder in demselben Moment, nachfragen, ob deine Aussage gerade
so verstanden wurde, denn du meintest ja eigentlich etwas anderes.
160. Hier aber sieh schon auf die entsprechenden
Umstände, denn das Gespräch wird manchmal unterschiedlich geführt. Der
Mensch hat dir deine Aussage vielleicht irgendwie negativ schattiert
zurückgegeben, da er sie falsch verstanden hatte; er kann dir dies aber
in einem ruhigen Gespräch zurückgeben, da er sie falsch verstanden
hatte, wobei er dich nicht besonders stark verurteilen wird. Es ist in
Ordnung, wenn du in diesem Fall sprechen wirst und zu klären versuchst.
161. Es kommt aber vor, nachdem du etwas sagst und
von dem Anderen nicht bis Ende verstanden wirst, dass diese Aussage als
eine scharfe Verurteilung zurückkehren kann. Wahrlich, in diesem Moment
soll man nichts korrigieren.
162. Wenn der Mensch versucht, dir zu beweisen,
dass du nicht gut bist, lass ihn beweisen ... Dann lerne dabei, in
diesem Fall ruhiger zu sein, sei dir dessen bewusst, dass du dieses
Motiv nicht hattest, deswegen entsprichst du dieser Aussage nicht. Wenn
aber irgendwann irgendwie doch noch ein günstiger Umstand eintritt,
dann versuchst du nochmals zu klären. Aber in dem vorherigen Moment
bleibt es dir, nur zuzuhören.»
163. «Also, falls der Mensch mir etwas sagt und am
Ende der Aussage so etwas wie ein Fragezeichen steht, ich aber spüre,
dass diese Frage eigentlich eine Verurteilung ist, so darf ich es
einfach ignorieren und brauche nicht zu antworten? Oder muss man sagen,
dass ich gerade so eine Frage nicht beantworte, weil ich sehe, dass es
keine Frage ist, sondern schon eine Behauptung?»
164. «Ja, eine Behauptung kann vorkommen, die
voraussetzt, dass du nach dieser Behauptung beginnst deine Meinung
eventuell von einer anderen Seite her zu erklären; das ist so, als ob
du auf sie antworten würdest. Das ist aber eine falsch gestellte Frage.
So etwas wird oft gemacht.
165. Nicht selten kommt dies zu Hause zum Skandal,
wenn in einer Familie Auseinandersetzungen betreffs der Beziehungen
untereinander beginnen, es kommt gerade oft zu einer beschuldigenden
Aussage, die anscheinend voraussetzt, dass der Mensch später erklärt,
wie es tatsächlich war.
166. Aber so werden die Gespräche falsch geführt,
denn die Beschuldigung ist da, die andere Menschen zur Rechtfertigung
ihrer selbst nötigt. So darf es nicht sein, man darf den Menschen nicht
zum Rechtfertigen zwingen.
167. Wenn ihr etwas erfahren wollt, so fragt
einfach. Eine Aussage darf aber nicht zu einer Beschuldigung werden.
Wenn euch irgendeine Frage interessiert, so fragt ihr nach, ob ihr
richtig verstanden habt, dass in diesem Fall es so oder so gemacht
wurde ...
168. Ja, dann gibt es einen natürlichen, normalen
Wunsch zu erklären: ‹Nein, ich meinte in diesem Fall dies und dies da.›
Das ist alles, ein normales Gespräch läuft.
169. Aber wenn gesagt wird: ‹Du bist schlecht, du
hast nicht gut gehandelt›, und alles nur damit endet, so setzt das
anscheinend voraus, dass du dann erwiderst: ‹Nein ich habe mich in
diesem Fall nicht so benommen, ich habe in diesem Fall dieses da
gemeint.›
170. Es wäre wie eine Erklärung von dir, sie wird
aber schon wie eine Rechtfertigung aussehen. Und es wäre besser, in so
einem Fall nicht zu antworten.
171. Also einer, der gerade in Bedrängnis und
Kränkung steckt, soll lernen zu fragen, eben er soll fragen lernen. Und
ihr eurerseits müsst euch nicht mit Erklärungen beeilen.
172. Seid also bei diesem Thema in euren
Beziehungen, besonders in euren Familien, sehr aufmerksam. So ein
Verlauf des Gespräches ist gar nicht gut. Ihr werdet dabei die Gefühle
zueinander einfach abtöten, eure vertrauten Beziehungen können stark
beeinträchtigt werden. Dann schon wird es sinnlos, besorgt zu sein,
warum bei jemandem das gute Verhältnis zu euch verschwunden ist.
173. Das wäre alles. Ich wünsche euch Glück. Bis zum folgenden Treffen!»