Wenn Leute zusammen arbeiten, braucht es einen Ältesten ~ Es ist für den Menschen wichtig, in viele Schwierigkeiten zu geraten. ~ Setzt das Gemüse verkehrt rum ein, wenn man euch darum bittet. ~ Versucht jede Arbeit interessant zu machen, wie gering sie auch sei. ~ Oft entsteht eure psychische Müdigkeit von dem nicht richtigen Verhältnis zur Arbeit. ~ Ist es richtig, wenn der Lehrling den Hinweisen des Meisters völlig folgt? ~ Soll man andere darauf hinweisen, nach der Arbeit aufzuräumen?
1. Nach der Verschmelzung am Sonntag, dem siebenten August, antwortete der Lehrer auf Fragen der Gläubigen.
2. „Wie kann man den Arbeitsvorgang genießen, wenn man sieht, dass man, realistisch genommen, Unsinn macht? Der Älteste gibt eine Aufgabe, ich nehme sie quasi an und erfülle sie, aber ich bin im Inneren damit nicht einverstanden, denn ich sehe, dass es möglich wäre, diese Arbeit zwecks Zeit und Materialersparnis einfacher zu machen.
3. Und die zweite Frage: Ob ich wirklich durch so ein Verhalten zur Arbeit meine innere Welt falsch gestalte?“
4. „Wenn Leute zusammen sind und zielstrebig eine Arbeit anlegen, so ist es günstig, einen Ältesten zu stellen, weil in den Meinungen eine zu große Vielfalt herrscht.
5. Falls jedermann es so macht, wie er meint, wird alles zerbrechen, wird nichts gebaut werden. Und es erweist sich, dass dieser Umstand (dass ein Ältester sein muss) mit dem Sakrament des Menschen verbunden ist, es ist eine Notwendigkeit, es ist wie ein Hinweis Gottes.
6. Und wenn ein Ältester dir sagt, du solltest etwas tun, aber du meinst, es sei quasi nicht ganz richtig, so ist es nur dann möglich, sich richtig dazu zu verhalten, wenn du darin den Willen Gottes sehen wirst.
7. Nicht in dem Sinne, was eben von dir getan werden soll (man solle etwas zuwerfen - man solle nicht zuwerfen, solle man zunageln – solle man nicht zunageln), sondern wenn du dahinter das heilige Sakrament in seiner Erscheinung siehst – den Willen Gottes.
8. Und wenn du dich auf den Willen Gottes konzentrierst, erscheint bei dir ein notwendiges Verhalten zu jenem Sakrament, in dem du weilst.
9. Man muss also lernen, den Willen Gottes hinter all diesen geschäftigen Erscheinungen zu sehen, diesen sehr wichtigen Faden nicht zu verlieren.
10. Man sieht keinen Horizont, wenn man auf das Fensterkreuz sieht. So, wenn du auf Nagel und Hammer siehst, siehst du das Göttliche nicht" - lächelte der Lehrer.
11. "Also, wenn der Mensch vieles Alltägliche, Geschäftige, erledigt, je mehr er seine Aufmerksamkeit auf diese Geschäftigkeit konzentriert, auf dieses eigenartige materiell verbindende Fensterkreuz, sieht er schon jenes nicht, was sich hinter diesem Fensterkreuz in der Ferne verbirgt. Und er wird eben immer mehr durch diese hastige Geschäftigkeit mitgerissen, sie beginnt ihn zu führen, er verliert den göttlichen Faden – und fertig.
12. Man darf den Menschen nicht von dieser materiellen Geschäftigkeit befreien, durch welche er sein Leben auf dieser Erde baut. Die Leute werden sich umeinander kümmern, sich umeinander sorgen und sie werden immer darum besorgt sein, auf welche Weise sie einander nützlich sein können.
13. Und natürlich, dies wird oft vor allem mit der materiellen Geschäftigkeit verbunden sein: Etwas wird zu irgendwem gebracht werden müssen, etwas ist für jemanden zu halten, jemandem ist zu essen zu geben. Und ihr werdet genug an solcher Sorge haben, zumal jetzt. Mit der Zeit wird diese sorgenvolle Betriebsamkeit abnehmen, jetzt aber ist sie groß, jetzt hängt ihr davon ab.
14. Ihr müsst es lernen, hinter all diesem das Göttliche zu sehen. Es wäre aber primitiv, wenn ihr euch von all dieser Geschäftigkeit abwenden würdet, versuchen würdet, davon irgendwohin wegzugehen. (Auch in diesem Fall wäre es unmöglich, auf materielle Werte zu verzichten, irgendwelche Abhängigkeit davon wird sowieso bleiben.) Ihr seid nicht dafür geboren, um voneinander als Einzelgänger wegzugehen, zu Einsiedlern zu werden - sondern um eine große Familie zu bilden. Und das heißt große Fürsorge füreinander.
15. Der eine hat mehr Kräfte, der andere weniger. Der mit den wenigeren Kräften wird schneller fallen – man wird ihn unterstützen müssen, nicht aber vorbeigehen, sich auf die Methode der natürlichen Zuchtauswahl stützend: 'Man ist gefallen... man hat keine Kräfte – so stirb, der Kräftigere soll überleben.' So sollt ihr nicht leben.
16. Und die Sorge umeinander – das ist oft wiederum die endlose Geschäftigkeit, die oft eben mit irgendwelchen bedingten materiellen Werten verbunden ist.
17. Man verweilt in all diesem und versteht, dass euer Körper die Nahrung braucht (das Getreide muss also angebaut und geerntet werden); das Hauptsächliche bei dem Vorgang dieser Herstellung der für euren Körper unentbehrlichen Lebensmittel ist jedoch, Gott nicht zu verlieren, in all dem das Göttliche nicht zu vergessen.
18. Gerade durch diese Schule geht ihr jetzt. Das ist eine sehr ernste Schule.
19. Wenn ihr dabei eher von der Geschäftigkeit mitgerissen werdet, weniger die Schriften lest, weniger Zeit dem Gebet, der Verschmelzung widmet, weniger zu heiligen Themen sprecht, umso schneller entfernt ihr euch von Gott, wobei ihr dies noch nicht einmal bemerkt.
20. Ihr habt sehr viele Sorgen, ihr versinkt leicht mit dem Kopf in ihnen. Zumal, euer Leben auf dem Lande, in den Dörfern, euch zeigt zu verstehen, wie viele Kräfte es eurerseits wirklich braucht. Und wie leicht ist es, in dieser Geschäftigkeit Gott zu verlieren! Viele unter euch beginnen schon, dies stark zu fühlen. Aber dies wird eine gute Möglichkeit sein, aufs Neue das einzuschätzen, was mit euch passiert.
21. Es ist also für den Menschen wichtig, in viele Schwierigkeiten zu geraten, um so besser zu lernen, wahrhaftige heilige Werte (Schätze) einzuschätzen und zu lernen, ihnen zu folgen.
22. Derjenige jedoch, der dazu nicht neigt, sie (die Schätze) zu bemerken, ihnen zu folgen, wird natürlich schneller in der hektischen Geschäftigkeit versinken, wird dabei leise, unbemerkt zur Seite gehen. Das ist aber seine Lebenserfahrung.
23. Viele unter euch sind in der Regel ohne jegliche geistige Erfahrung hierhergekommen. Und jetzt, Jahr für Jahr werdet ihr euch schulen.
24. Je höher ihr steigen werdet, umso mehr werden junge Leute, eure Kinder, zu eurer Wahl des wahrhaftigen Weges neigen, umso mehr werdet ihr um euch herum diejenigen vereinigen, die nach solcher Suche dürsten und umso stärker wird eure Familie sein.
25. Ihr werdet jetzt viel lernen müssen. Aber dieses Lernen kann nicht wie in der Schule sein, auf der Schulbank, während einer bestimmten Zeit, wo ihr nur Information bekommt, ihr behaltet sie und scheint etwas zu können. Dies wird anders gelernt. Dafür braucht man Jahre.
26. Und so seid ihr auf dem Weg, wo alles durch eure Erfahrung entschieden werden wird, die ihr erwerben werdet. Wo alles dadurch, was ihr sucht, bestimmt werden wird. Dieses werdet ihr auch finden.
27. Und im Zusammenhang damit, was sich bei euch zu sammeln beginnt, könnt ihr eine einfache Schlussfolgerung ziehen: Ihr habt dies gesucht. Sammeln sich Komplikationen, Krankheiten – habt ihr sie gesucht. So findet ihr sie – bitte schön! Das ist eure Suche.
28. Und es ist sehr wichtig zu lernen, dankbar zu sein... Aber wie kann man es euch theoretisch beibringen? Man braucht Praxis. Ihr stoßt euch in der Praxis und besinnt aufs Neue das, was mit euch geschieht, immer und immer wieder.
29. Lernt also, hinter der Geschäftigkeit, die ihr jetzt unvermeidlich habt, das Göttliche zu sehen, diesen Hauptfaden nicht zu verlieren, um dessentwillen ihr irgendwo etwas zurückgelassen habt und zu einem anderen Ort übergesiedelt seid, wobei ihr viele Schwierigkeiten der irdischen Arbeit auf euch genommen habt.
30. Aber ihr seid in erster Linie nicht dafür hergekommen, um diese irdische Arbeit zu suchen (dies könntet ihr überall finden), sondern um etwas sehr Wichtiges, Geistiges, Wahrhaftiges und Heiliges zu finden.
31. Und im vereinigten Streben werdet ihr in euch diese geistigen Schätze kristallisieren, sie sammeln und erwerben, wobei ihr einander durch sehr spezifische, für euch charakteristische Bemühungen helfen werdet.
32. Lasst uns also arbeiten und lernen, hinter allem vor allem den Willen Gottes zu sehen. Falls euch etwas dazu bewegt hatte, irgendwie zu handeln – lernt den Willen Gottes zu sehen und kritisiert nicht die Arbeit, die ihr machen müsst.
33. Erinnert euch noch an solche einfachen Bilder: Wenn einer dem anderen Demut beibringt und das Gemüse auf den Kopf gestellt ins Beet einsetzt (Kraut in die Erde, Wurzel nach oben). Dabei soll der Lehrling diesem folgen, nicht aber kritisieren: 'Warum pflanzen wir so? Das alles wird ja zugrunde gehen!'
34. Was haben hier logische Gedanken zu tun? Sie werden hier schon nicht mehr interessant sein. Eben für geistige Schätze verlieren sie ihren Sinn.
35. Was sucht ihr denn? Bemüht ihr euch, irdische Schätze zu sammeln? Wohin werdet ihr damit weiter gehen? Werden sie euer Leben nicht etwa belasten? Bindet sie nicht an eure Flügel, lernt es, eure Flügel auszubreiten.
36. Also muss man lernen, immer Gott zu sehen. Besonders wenn ihr zusammen lebt. Es ist wichtig zu lernen, sich dem anscheinend Absurden unterzuordnen (wenn ihr zusammen etwas entscheidet). Darin werden eure Familieneigenschaften, eure Fähigkeit, miteinander zu sein, gebildet.
37. Und wenn ihr stets das Eigene beweist, einander nicht zuhört, werdet ihr so in der Gesellschaft nicht leben können; es wird für euch schwer sein, etwas sehr Schätzenswertes gemeinsam zu bauen. Ihr werdet nicht eine Sprache sprechen, wie diejenigen im Altertum, die den Babylon-Turm nicht weiterbauen konnten. Sie verstanden nichts beim Kommunizieren miteinander und sind auseinandergegangen. So haben sie, nachdem sie mehrsprachig wurden, die Fähigkeit verloren, etwas Hervorragendes zu bauen.
38. Also, solange ihr einander nicht versteht – seid ihr mehrsprachig. Und das bedeutet, dass ihr grundsätzlich unfähig sein werdet, etwas Ganzes, Allgemeines zu bauen. Das ist unmöglich. Ihr werdet einfach zu einer lärmenden Schar, die nur durch irgendwelche vorübergehenden Werte, die leicht verschwinden, organisiert ist. Das alles ist nicht stabil, nicht ernsthaft.
39. Lernt also, eine Sprache, die Sprache eures Herzens, zu sprechen, die alleinige Sprache, die Sprache des Wortes Gottes zu sprechen.
40. Also, diese Schule existiert für euch weiter, und ihr müsst weiter lernen. Aber das wird Jahre dauern. Euer ganzes Leben. Wobei ihr nur allmählich, aber etwas eben wahrhaftig Schätzenswertes erwerben werdet. So verliert keine Zeit, jeder eurer Tage ist sehr kostbar.“
41. „Und falls es keinen Ältesten gibt, ich arbeite selbst irgendwo und mache irgendeine Arbeit nicht qualitätsvoll, weil sie sozusagen nicht das Gesicht des Erzeugnisses formt und die anderen das Ergebnis nicht sehen werden?“
42. „Wenn du eine Handlung vornimmst, so ist es für das Organisieren der inneren Welt sehr wichtig, dass du lernst, jede Handlung interessant und schön zu machen. Man muss sich bemühen, weniger jener Regel zu folgen, wo etwas nicht Vollendetes auf solche Weise begründet wird: 'Das wird ja sowieso keiner sehen!'' Man sollte lieber weniger solche Bilder benutzen.
43. Wenn schon die Zeit euch offensichtlich gar nicht erlaubt, einer Handlung mehr Aufmerksamkeit zu widmen (so viel, wie eurer Meinung nach gebraucht wird) – so gut. Ihr habt es nicht vollendet, aber nicht, weil ihr darauf verzichtet habt, sondern es war nötig, dass ihr etwas Größeres übernehmt, wobei das Kleinere von euch beiseite gelegt wird, deswegen habt ihr es nämlich nicht vollendet. Das ist aber nicht eure persönliche Faulheit...
44. Benutzt also andere Bilder. Es gibt solche eigenartige Weisheiten im Menschenleben... Es gab Meister, die interessante Türschlösser hergestellt haben, mit Intarsien-Oberflächen. Jemand hat ins Innere hineingeschaut, wo niemand hingeschaut hatte (dorthin wurde nur der Schlüssel hineingesteckt). Man sah dort ebenfalls die inneren Seiten mit Intarsien versehen. Man sagte: 'Warum macht ihr denn dort so eine Schmuckbearbeitung? Dort sieht es doch niemand!' Sie aber antworteten: 'Aber wir wissen doch, was dort ist', - lächelte der Lehrer.
45. Das ist ihre seelische Befriedigung, so eine geistige, eigenartige Befriedigung. Der Meister hat es so schön wie möglich gemacht, er hat es gelernt, seine Liebe zum Ausdruck zu bringen, er lernte, poetische Züge seiner Seele in jeder Handlung auszudrücken. So ist es sein inneres Lied.
46. Versucht also immer, jede Arbeit so weit wie möglich interessant zu machen, wie gering sie auch sei. Eine andere Sache ist es, wenn die Zeit knapp ist...
47. Viele Leute verhalten sich oberflächlich zu ihrer Arbeit. Sehr oberflächlich! Und solange ihr es nicht fertigbringt, eine notwendige Verantwortung für das Getane in eurem Inneren zu haben, seid ihr nicht imstande, etwas Gutes zu schaffen. Weil ihr in eurer Zusammenarbeit alles sehr oberflächlich macht.
48. Solange ihr kein persönliches Interesse in einer Handlung verspürt, macht ihr sie oft sehr oberflächlich, und dies zerbricht vieles. Eure Handlungen haben sehr viel von dieser Oberflächlichkeit. Man muss also lernen, anders zu sein.
49. Also, ihr seid bis jetzt noch keine Hauswirte in diesem Leben. Ihr seid wie Gäste, die von einem zum anderen Ort ziehen: Ihr seid gekommen... habt das, was man euch gibt, benutzt; gibt man euch nichts, geht ihr zu einem anderen Ort, um etwas zu benutzen.
50. Ihr seid nicht gewohnt zu schaffen, ihr seid nicht gewohnt, dafür verantwortlich zu sein, was um euch herum ist und was etwas sehr Wertvolles ist und durch eure Fähigkeiten, Kräfte und euren Geist unterstützt werden muss. Diese Eigenschaften des Hausherren müssen von jedem unter euch entwickelt werden.
51. Und wenn jeder von euch mehr oder weniger diesem notwendigen Niveau der wirtschaftlichen Eigenschaften näher kommt, so werdet ihr im Ganzen mit eurem großen Umfang eine große qualitätsvolle Familie bilden, sie wird sich auf natürliche Weise bilden.
52. Und jetzt seid ihr noch sehr unterschiedlich, ihr habt keine wirtschaftlichen Eigenschaften. Und diese innere Mehrstimmigkeit lässt nicht zu, euch in einer Familie zu vereinigen. Ihr seid viele an der Zahl, aber ihr seid einfach eine Schar. Die Schar, die durch eine gemeinsame Losung vereinigt ist. Nichts weiter! Es ist bis jetzt kompliziert, sich auf euch zu stützen.
53. Deswegen lernt mutiger; lernt es vernünftig viele Erscheinungen in eurem Leben zu erfassen, kritisch vieles zu betrachten; lernt, keine Zeit zu verlieren. Das ist sehr wichtig.“
54. „Lehrer! Ich habe den Haushalt ohne Mann geführt, dies brachte mich zu körperlicher und psychischer Spannung. Daher habe ich auf die Ziegen verzichtet, damit meine Arbeit leichter werde. Es wurde wirklich leichter. Erscheint so vielleicht meine Schwäche?“
55. „Ich weiß nicht. Gerade du solltest dies einschätzen.
56. Wenn der Mensch etwas nicht bewältigt, so reichen ihm seine Kräfte nicht. Was heißt das: 'Schwäche'? Das bedeutet einen Mangel an irgendwelchen Kräften.
57. Wenn du sagst: 'Ich habe es schwer, ich schaffe es nicht'- ob das wegen der Schwäche ist? Und wie kann man dir anders antworten? Nicht wegen der Stärke doch? Verzichtet man auf etwas wegen der Stärke, etwa wegen des Überflusses an Stärke? So was kommt nicht vor. Deine Frage klingt also komisch.
58. In Wirklichkeit, ob es deine Faulheit oder nicht Faulheit ist – das sollst gerade du einschätzen. Du schätzt doch ein, was du kannst und was du nicht kannst. Das soll nicht von mir eingeschätzt werden.
59. Ich kann es zusätzlich einschätzen, wenn du Mir deine Motive genau nennst. Aber Ich denke, dies ist auch nicht nötig, denn ob es Faulheit oder Mangel an Kräften wäre, kann der Mensch selbständig einschätzen. So schau selber, ob du es wirklich nicht bewältigst.
60. Du sprichst von der psychischen Müdigkeit... Oft entsteht die psychische Müdigkeit von dem nicht richtigen Verhältnis zur Arbeit, zu Handlungen, die ringsum vorkommen. Auch eine große körperliche Belastung führt zu psychischer Müdigkeit.
61. Soweit Ich aber sehe, seid ihr vor allem müde wegen eurer nicht richtigen Beziehung zu den Ereignissen. Ihr erschreckt euch einfach selbst, ihr schafft falsche Bilder, und ihr werdet dadurch zerbrochen, währenddessen diejenigen, die gewohnt sind, so zu leben, nicht zerbrochen werden.
62. Ihr könnt immer die Parallele zu den Leuten ziehen, die auf dem Lande geboren sind und hier stets leben - seht auf sie. Das ist eine gute Möglichkeit zu sehen, wie viel der Mensch bewältigen kann. Wenn sie größere Haushalte bewältigen, so habt ihr doch diese potentiellen Kräfte, ihr könnt dies bewältigen.
63. Aber ihr seid es nicht gewohnt, ihr seid darin nicht erzogen worden. So, wenn ihr diese Arbeit seht, beginnt ihr, euch selbst psychisch zu überanstrengen, ferner sind Ausbrüche, Müdigkeit da. Aber ihr selbst treibt euch in diese Müdigkeit.“
64. „Und wie findet man richtig diese Grenze? Man kann nämlich den Haushalt unterschiedlich führen...“
65. „Schau selber, damit es dem, was du machst, nicht schadet. Wenn du Ziegen hast, sie aber nur einmal jede zweite Woche fütterst, so wäre dies für die Ziegen natürlich ungünstig - es wäre dann sinnlos, sie zu halten. Obwohl du noch sagen könntest: 'Oh, ich bringe es noch fertig, Ziegen zu halten!' - sie aber würden in einem Monat wegen Unterernährung sterben.
66. Anscheinend kannst du sie freilich halten, sozusagen; denn die Tatsache, dass sie bei dir irgendwo im Stall verschlossen sind, heißt, dass du sie schon anscheinend hältst. Aber sie müssen gefüttert werden, usw. Und all dies muss man abwägen: Du musst sehen, was du zu tun imstande bist, ob deine begrenzte Aufmerksamkeit dem schaden wird, in Beziehung auf das, auf was du deine Sorge zu richten versuchst.
67. Sieh, schätze ein... Diese Grenze kann nicht bildlich ausgedrückt werden. Das ist eine bildhafte Frage. Und die Ziegen brauchen konkrete Nahrung, nicht aber ein bildhaftes Herantreten. Wie alle übrigen...“
68. „Lehrer, es gibt solche Begriffe in der Schrift: 'der schöpferische Geist' und 'der Geist der Handlung'. Verstehe ich das richtig, dass der Geist grundsätzlich eine Energie ist, die auf eine besondere Weise Information trägt? Darf man genauer davon erfahren, was der Geist der Handlung und was der schöpferische Geist bedeuten? Und wenn man zum Beispiel das Lernen bei einem Meister (Werkmeister) betrachtet – welche Schritte des Lehrlings und des Meisters am Weitergeben dieses Geistes wären am richtigsten?“
69. „Besser wäre es, so nicht zu sprechen. Versucht in diesem Fall etwas in der Schrift Ausgedrücktes zu betrachten, zu analysieren. Versucht das anders zu betrachten, nicht aber mit Fragen solcher Art. Macht euer Verhalten zum Leben einfacher.
70. Wenn du ein Meister bist und nicht weißt, was und wie du etwas dem Lehrling weitergeben sollst, so stellst du die Frage: 'Darf ich das so und so tun?' Dann wäre es eine andere Sache.“
71. "Ist es richtig, wenn der Lehrling den Hinweisen des Meisters absolut völlig folgt?".
72. "Unbedingt! Wenn du bei einem Meister lernst, dann musst du dem folgen, was er dir sagt."
73. „Und sich auch mit der inneren Welt des Meisters verschmelzen?"
74. "Das wäre nicht richtig, sich mit der inneren Welt zu verschmelzen. Denn die innere Welt des Meisters hat nicht nur das Schöpferische, nicht nur positive Momente. Dort gibt es eine Menge davon, womit man sich besser nicht verschmilzt", lächelte der Lehrer. "Es wäre besser, dieses woandershin zu gießen... in das Abflussrohr. So soll man also nicht verschmelzen.
75. Wenn im Inneren des Meisters wirklich eine schöpferische Flamme brennt, wird er seine Fülle gleich denjenigen übergeben, die neben ihm sind und mit ihm kommunizieren, einfach kommunizieren. Du wirst an dir unvermeidlich diese schöpferischen Ströme, die er ausstrahlt, verspüren.
76. Ist er energievoll und tatkräftig, wird er die anderen anstecken. Du wirst neben ihm sein und spüren: Du willst auch etwas tun. Sein Zustand wird alles Notwendige übergeben, und da wird ein Ziel schon nicht mehr nötig sein.
77. Aber wenn der Meister anders ist, also je weniger es bei ihm von seinem schöpferischen Potential her wie Feuer brennen wird, umso weniger wird er natürlich diejenigen anstecken, die neben ihm in seinem Lebensraum sind.
78. Hier muss man also nicht einfach etwas erlernen und zielstrebige Bemühungen ansetzen, um etwas weiterzugeben. Dies geschieht von selbst. Alles hängt von dem Menschen ab.
79. Lernt, in eurem Inneren immer das Feuer der Handlung anzuzünden! Denn der Lehrling, bei dem von diesem Feuer auch das eigene Feuer entflammt wurde, kann neben dem Meister sein, bei dem es sich gerade nicht so rasch erschaffen lässt. Dies kann bei dem Meister 'zurückzünden', und wird ihn zu größeren Handlungen bewegen, zu größerer Arbeitsgeschwindigkeit, Beweglichkeit.
80. So müsst ihr auf diese Weise, durch euren Wunsch, schöpferisch tätig zu sein, einander unterstützen; gerade diesen Wunsch muss man entwickeln. Dann könnt ihr in vielem dieses schöpferische Feuerchen unterstützen."
81. "Lehrer! Wenn die Arbeit zu Ende ist und jemand den Abfall liegen lässt, entsteht bei mir immer der Wunsch zu sagen: 'Man soll nach der Arbeit aufräumen. Brauchst du ein Kindermädchen?' Aber dabei entsteht bei mir ein innerer Zweifel, ob ich das überhaupt sagen soll..."
82. "Wenn du siehst, dass aufgeräumt werden soll, und ob dann den anderen gesagt werden soll, dass sie auch daran teilnehmen?"
83. "Ja, ja. Wenn der Mensch nach seiner Arbeit Kehricht hat liegen lassen."
84. "Das beste Beispiel wäre, wenn du schweigend anpackst und alles mit Vergnügen für alle aufräumst."
86. "Das wird das beste Beispiel sein."
88. "Einfach mit Vergnügen, was auch auf deinem Gesicht zu sehen sein wird. Du strahlst dies aus. Du kannst es einfach nicht erwarten, dass die Arbeit beendet ist und du mit einem Lied beginnst, für alle aufzuräumen - dies wird einfach wunderbar.“
89. "Lehrer, ich habe mich zuerst mit der Malerei beschäftigt; das war interessant für mich. Dann habe ich mich in die Bildhauerkunst vertieft und sah, dass der Stein standhafter als andere Materialien ist: Er ist so imposant und hält sich länger. Und die Malerei... sie ist sozusagen vergänglich. Was ist das? Gründet sich darauf der Egoismus, weil mein Schöpfertum in Stein eben für Jahrhunderte erhalten bleibt?"
90. "Ja, ja. Hier wird eher der Egoismus funktionieren.
91. Man muss sich dazu so verhalten, wie man sich in einigen östlichen Religionsbewegungen verhält, wo man das Mandala mit Sand zeichnet, das heißt, mit dem farbigen Sand ein schönes heiliges Muster aufschüttet. Und nachdem das Ornament beendet ist, wird es bald ganz weggefegt. Und es musste mühsam, mühsam mit diesem Sand geformt werden...
92. Das Werk also kann sowieso nicht ewig sein, jedenfalls, und du musst nicht dieser Ewigkeit anhängen.
93. Denn wichtig ist hier dein Lied. Du kannst es wohl einmal im Wald schön gesungen haben, von ganzer Seele. Niemand hat dich gehört, aber deine Seele hat sich gefreut. Du hast Gott gerühmt, du hast die Schönheit deiner Seele ausgedrückt - und das ist schon prachtvoll! Das hat deine Seele gesungen, das heißt, sie ist aufgeblüht. Und gerade dies ist das Wesentliche.
94. Und wenn du dich um etwas Nebensächliches kümmerst - wie etwas von dem Deinem verewigt werden wird - so gehst du schon in die nicht richtige Richtung; du kümmerst dich mehr um deinen Ruhm..."
95. „Lehrer, ich habe versucht, all dies zu verstehen. Aber wenn ich den Weg entlang neben den Steinen vorbeigehe, und sie sind so groß, so mächtig, so rührt es mich an... Und gleich von Anfang an wollte ich mich mit ihnen beschäftigen. Sie sind sehr interessant und attraktiv. Verstehst du?"
96. "Prachtvoll! Ist ja prima, etwas aus Stein zu schaffen! Aber dich soll nicht irgendeine Haltbarkeit für die Ewigkeit leiten, sondern einfach in diesem Moment ist der Stein für dich interessant, und du willst in ihm dein Lied singen. Bitte, singe!"
97. "Ich habe nämlich gedacht: Warum zieht mich gerade der Stein an? Vielleicht, weil er nach mir als Bestätigung dessen bleibt, dass ich im Leben etwas geschafft habe? Und irgendeine Befriedigung entsteht daraus, dass irgendwo dies alles steht und groß und standhaft (haltbar), lange bleiben wird... Ich habe überlegt, überlegt, warum habe ich eigentlich mit dem Malen aufgehört?...“
98. "Nun, hast es einfach nicht richtig eingeschätzt."
99. "Ich habe wohl doch entschieden, dass dies (Bildhauerei) gründlicher ist..."
100. "Gerade diese innere selbständige Einschätzung ist wichtig. Eben nur der Mensch selbst muss dies abwägen.
101. Wenn du siehst, dass der einzige Grund darin liegt, dass die Malerei nicht ewig ist, so ist das natürlich nicht richtig. Denn so nimmst du eine nicht wahre Orientierung im Schöpferischen vor. Und es ist wichtig, eben dieses Lied auszudrücken - deine Phantasie, dein inneres Erlebnis."
102. "Bei mir erscheint noch etwas: Wenn ich mich erst einmal der Bildhauerei hingegeben habe, so fällt es mir dann sehr schwer, wieder zur Malerei überzugehen."
103. "Nicht so schlimm. Wenn es dich weiter eben nach der Bildhauerkunst und nach diesem Umfang dürstet - so bitte sehr. Das heißt, jetzt hast du deine Zeit eben auf diesem Gebiet, und sie wird irgendwann in etwas anderes überfließen.
104. Also, es wird nicht ewig sein. Wenn nicht in diesem Leben, so in einem anderen wirst du jedoch unbedingt in ein anderes Flussbett des Schöpferischen eingehen.
105. Wenn sich das menschliche Leben mit der Zeit immer weiter und weiter ausbreiten wird - und das Schöpferische ist eine wichtige Komponente, die Hauptkomponente in eurer Entwicklung, denn durch das Erschaffen müsst ihr den euch umgebenden Raum verändern - so bedeutet das nicht, dass ihr euch während eurer Lebensjahrhunderte immer nur mit der Bildhauerkunst beschäftigen werdet. Nein.
106. Dies lässt eure vielseitige Entwicklung vermuten, wenn ihr euch von Zeit zu Zeit in ein anderes Flussbett begeben (umstellen) werdet.
107. Und es wird zu guter Letzt dazu führen, dass ihr alles können werdet. Und dieses Können wird sich bei euch in einem sehr hohen Maße zeigen. Das heißt, ihr seid vielseitig ..."