Vissarion bei einer Gemäldeausstellung in Estland ~ Treffen in Estland: Ihr seid alle gleich wertvoll für Gott. ~ Ist das Abstillen für das Kind ein Trauma? ~ Weshalb mangelt es an Glauben an Sai Baba oder Vissarion? ~ Vissarion in Lettland beim Zigeunerbaron
1. Am 31. Januar erhielt die gesamte schöpferische Gruppe die Visa im estnischen Konsulat in Petersburg. Am nächsten Tag fuhren die Reisenden mit den Gemälden in einem kleinen Bus, der aus Tallinn kam, ab, um die Teilnehmer der Ausstellung abzuholen.
2. Die Zollabfertigung Russlands dauerte lang, man musste alle Kisten mit den Gemälden aus dem Bus in die Zollabfertigung bringen, jede Kiste öffnen und alle Gemälde herausholen. Danach brauchte man ebensoviel Zeit, um die Gemälde wieder in den Kisten zu verstauen.
3. So ergab sich im Zollamt eine improvisierte Ausstellung, bei deren Besichtigung die Zöllner erstaunt das hohe Niveau der Kunstwerke feststellten. Sie meinten, dass es selten glücke, solche Gemälde zu sehen und dass für Ausstellungen meistens solche Bilder ausgewählt würden, deren Sinn ohne zusätzliche Erklärungen schwer zu erahnen sei und dass man seinerseits zu schüchtern sei, die Künstler um solche Erklärungen zu bitten.
4. Die langwierige Zollabfertigung ließ die Reisenden hungrig werden. Die Mahlzeit begann im Bus während der Anfahrt zum estnischen Zollamt. Ein estnischer Zöllner prüfte die Dokumente, schaute in den Bus hinein, glaubte aufs Wort, dass sich in den Kisten nur die Gemälde für die Ausstellung in Tallinn befänden und wünschte lächelnd einen guten Appetit. Gastfreundlich und mit guten Vorzeichen begegnete Estland den Künstlern...
5. Am Abend in Tallinn, im Arbeitszimmer von Katrin, der Leiterin der Ausstellungshallen der Staatsbibliothek von Estland, gewährten der Lehrer und seine Schüler dem Tallinner „Tageblatt“ ein Interview über die bevorstehende Ausstellung und über das Leben der Sibirischen Gemeinschaft.
6. Danach blieben die Gemälde bis zum Morgen in der Staatsbibliothek und warteten auf die Stunde ihres Erscheinens an den Wänden einer der größten Ausstellungshallen dieser Bibliothek. Und der Lehrer begab sich zu der gastfreundlichen Estin, namens Helle, deren Wohnung Ihm drei Tage und vier Nächte lang ein Zuhause auf der estnischen Erde war.
7. Am dritten Februar, schon vor dem Eröffnungstermin der Ausstellung angekommen, besichtigte der Lehrer die Exposition, die lebhaft und kontrastreich an den strengen steinernen Wänden der Ausstellungshalle wirkte und gab danach dem Kamera-Team des estnischen Fernsehens, das für das Gespräch mit den Malern in die Ausstellungshalle gekommen war, ein Interview.
8. „Wie sind Sie dazu gekommen, dass Sie angefangen haben, Werke von solch hohem professionellen Niveau zu malen? Soweit ich weiß, haben Sie keine akademische Ausbildung?“, war eine der Fragen der Journalistin an Vissarion.
9. „Wenn man die Meister des Altertums betrachtet..., keiner der Meister hatte eine akademische Ausbildung.
10. Man kann nicht dann Meister werden, wenn man dich zum Meister macht, sondern wenn man Schlussfolgerungen aus dem ziehen kann, was man analysieren und vergleichen kann...
11. In unserer Zeit gibt es genug Möglichkeiten, viele Museen zu besuchen, vieles zu sehen, viel zu lesen. Und es gibt riesige Möglichkeiten zu vergleichen und Schlussfolgerungen zu ziehen, durch die man auch lernen kann.
12. Daher hängt gerade alles vom Menschen selbst ab. Und wenn er seine Beschäftigung liebt und sein Können vervollkommnen will, so hat er alles dafür. Man muss es einfach nur tun, keine Zeit verlieren...
13. Soweit es mir gelungen ist, habe Ich versucht, das zu tun. Obwohl es bei der Tätigkeit, die ich ausübe, nicht so leicht war, Zeit für das Schöpferische zu erübrigen. Nur die drei, vier letzten Jahre habe Ich wieder begonnen, dies mehr oder weniger zu berühren...“, antwortete der Maler.
14. Die Eröffnung der Ausstellung ging sanft und wohlwollend mit sehr vielen Besuchern, die wegen des Ereignisses aus drei baltischen Staaten gekommen waren, vonstatten. Der Lehrer fuhr nicht zur Eröffnung der Ausstellung, Er verspürte nicht das Bedürfnis, dort zu sein, und es kann sein, dass Er nicht von der Besichtigung der Bilder durch Seine Anwesenheit ablenken wollte.
15. Die Eröffnung, die mit den Begrüßungsworten einer Kunstforscherin, der Leiterin der Ausstellungshallen namens Katrin, sowie mit den Malern Igor und Nikolai und ebenso mit Urmas, einem der Organisatoren der Ausstellung seitens Estland, stattfand, ging fließend und natürlich in ein vegetarisches Buffet über, wo die Begrüßungen fortgesetzt wurden, und ein Ensemble lettischer Zigeuner Lebensfreude versprühte.
16. Eine große Familie der Sinti und Roma (Zigeuner) kam - besuchte die Ausstellung, um an der Eröffnung teilzunehmen und um ihre Portraits, die von der Hand des Lehrers gemalt worden waren, zum ersten Mal in Augenschein zu nehmen. Normund, der Zigeuner-Baron, Vize-Präsident des Weltverbandes der Sinti und Roma, seine Frau Lilija und ihre Tochter Roxana schauten begeistert und gerührt auf ihre Bildnisse.
17. In seinem Begrüßungswort sprach Normund davon, dass die Bilder dieser Ausstellung, ähnlich einem Schlüssel der Liebe und der Schönheit, die Seelen öffnen. Nach seiner Begrüßung führten Roxana, Sando und Winite einige melodische Zigeunerlieder in ihrem eingespielten und begeisternden Trio vor...
18. Am vierten Februar fand das allgemeine Treffen mit Vissarion in der Konferenzhalle der Staatsbibliothek statt. Die Halle war mit interessierten Gästen besetzt, die Vissarion sehen und zuhören wollten, um Ihm ihre Fragen zu stellen. Das Treffen dauerte mehr als zwei Stunden.
19. Zu Beginn des Treffens begrüßte der Lehrer die Gekommenen: „Guten Tag, liebe Freunde. Lange hatte Ich keine Möglichkeit, dieses Land zu besuchen. Und so konnte man dieses Mal die Einladung durch die in diesem Land lebenden Menschen realisieren, um mit einer Gemäldeausstellung herzukommen...
20. Wenn die Bilder, die wir zu euch gebracht haben, euch Freude bringen konnten, euch bereichern konnten, dann sind wir froh darüber, dass es uns gelungen ist, in diesem Bereich etwas Gutes zu tun...“
21. Hier einige Fragmente dieses Treffens mit dem Lehrer...
22. „Lehrer, wie ist es zu erklären, dass Du den estnischen Familiennamen Torop trägst?“, las Vadim den ersten Zettel vor.
23. „Ich weiß es nicht. Ich habe Mich nicht dafür interessiert, woher mein Familienname stammt“, lächelte der Lehrer. „Aber vielleicht ist da auch etwas damit verbunden...
24. Für Esoteriker bietet dies guten Stoff für Überlegungen. Aber es ist besser, wenn man sich dazu einfacher verhält.
25. Alle Menschen auf Erden sind gleichermaßen wertvoll, gleichermaßen gleich vor Gott. Und es gibt kein Volk, kein Gebiet, das als wichtigstes im geistigen Sinne bezeichnet werden könnte. Auf diese Weise zeigt sich eine Schwäche des Menschen, wenn er danach strebt, den Platz, wo er lebt, für etwas Besonderes zu halten.
26. Die ganze Erde - ist gleichermaßen ein Haus der Menschen, ein Haus. Und gleichermaßen allen Menschen gegeben. Und der geistige Wert Aller ist gleich. Verschiedene Ecken auf der Erde bilden verschiedene Schattierungen der Prüfungen durch verschiedene Bedingungen, die dem Werden der geistigen Welt des Menschen ihre eigenen Färbungen, ihre ureigene Poesie verleihen...“
27. Zum Abschluss Seiner Antwort sagte der Lehrer: „Es kann kein auserwähltes Volk geben. Dies wäre eine falsche Ansicht der Liebe Gottes gegenüber den Menschen.
28. Dies ist ein kindliches Bedürfnis – wobei die Eltern ihr Kind mehr als andere Kinder lieben. Kinder verlangen sehr danach, und wenn sie sehen, dass ihre Eltern möglicherweise eine größere Liebe für ein anderes Kind äußern, so werden sie eifersüchtig.
29. Aber dies sind Kinder..., sie sind noch nicht erwachsen, noch nicht reif. Und wenn Erwachsene derart eifersüchtig sein können, so heißt das, dass sie noch nicht erwachsen sind, sie sind noch klein. Ein reifer Mensch soll so nicht urteilen. Alle Völker sind wunderbar und ebenso verwandt.“
30. „Lehrer, ist das Abstillen für das Kind ein Trauma? Wäre es besser, solange zu warten, bis das Kind selbst auf die Muttermilch verzichtet?“
31. „Nein, man muss nicht unbedingt warten, bis das Kind selbst darauf verzichtet. Aber man muss auch vorsichtig sein, um diese Zeit nicht zu beschleunigen und das Kind nicht vorzeitig von der Muttermilch zu entwöhnen, nur weil die Frau befürchtet, dass ihre weibliche Schönheit durch das Stillen irgendwie beeinträchtigt wird.
32. Das ist eine falsche Betrachtung, das ist schon zu egoistisch – wenn die Mutter sich vor allem darum kümmert, wie ihr Körper aussieht und sie sich nicht darum kümmert, in welchem Maß dies für ihr Kind günstig ist.“
33. „Woran liegt der mangelnde Glaube an Sai Baba oder an Vissarion? Und gibt es eine Möglichkeit, dies zu ändern?“
34. „Man muss nicht dadurch verlegen werden, dass es euch sozusagen am Glauben an etwas oder an jemanden mangelt. Der Glaube wird durch die Reife der geistigen Welt des Menschen bestimmt und es ist auf keinerlei Weise möglich, den Grad dieses Glaubens gewaltsam zu ändern.
35. Nur eines ist möglich: Wenn der Mensch geistig reif ist, aber aus irgendwelchen Gründen für eine gewisse Zeit verblendet war, so kann man dann Bedingungen für sein Erwachen schaffen, für eine aktivere Wahrnehmung seiner Möglichkeiten. Aber dies sind seltene Erscheinungen, sie sind mit bestimmten Verhältnissen von besonderer Art verbunden.
36. Und überwiegend ist alles ganz anders: Alles kommt darauf an, inwieweit eure geistige Welt reif ist. Entsprechend eurem Geistigen wird sich euer Glaube manifestieren.
37. Glaube - bedeutet auch Vertrauen. Aber je mehr Ängste es im Inneren gibt, umso weniger Vertrauen beliebiger Art gibt es. Und man kann noch mehr sagen: Ein Mensch, der Angst hat, glaubt nicht einmal sich selbst. Wie kann man dann überhaupt von irgendeinem Glauben an etwas sprechen?!
38. Darum wird eine Reihe von Bedingungen dem Menschen beibringen, sich zu ändern und die Wahrheit tiefer und breiter zu erkennen. Das heißt, es ist notwendig, dass solche Bedingungen geschaffen werden. Und sie werden zum Wohl des Menschen geschaffen.
39. Also habt keine Angst. Wenn ihr etwas nicht völlig versteht, bemüht euch, das, was ihr schon versteht, aufrichtig zu tun. Das ist eine wichtige Aufgabe.
40. Und wenn ihr euch bei der Analyse zum Abschluss des Tages sagen könnt, dass ihr wirklich alles Mögliche im positiven Sinne getan habt, so heißt das, dass ihr das, was von euch erwartet wurde, getan habt.
41. Gerade so muss man die eigenen Bemühungen bestimmen. Ihr könnt es kaum einschätzen, ob etwas gelungen, oder nicht gelungen ist, wenn ihr auf die Früchte eurer Hände schaut. Ihr werdet dies nicht richtig einschätzen können. Das Einzige, was ihr richtig bewerten könnt, ist, ob ihr euch bemüht habt, alle Kräfte einzusetzen. Es ist sehr wichtig, dies im Innern bestimmen zu können.
42. Ich lasse zu, dass ihr in einem gewissen Maße auch Fehler machen werdet, aber dies (die Bemühung, Anm.d.Übers.) ist der günstigste Stützpunkt, stützt euch mutiger auf ihn!“
43. Am Morgen des fünften Februar fuhren der Lehrer, Sonja und Vladimir Gromov mit dessen Auto nach Lettland ab; von dort aus beabsichtigte der Lehrer, mit dem Zug nach Petersburg zurückzukehren.
44. Die Ausstellung in Tallinn dauerte bis zum vierzehnten Februar, und sie war sehr erfolgreich. Die Aufseherinnen in den Hallen sagten, dass während ihrer ganzen Arbeit hier keine andere Malerausstellung so gut besucht wurde. Und sie wunderten sich, dass sogar Männer in nicht geringer Zahl herkamen, um die Bilder zu besichtigen...
45. Die zwei anderen Teilnehmer der Ausstellung, die Maler Nikolai Onischtschenko und Igor Gontscharov, blieben bis zum Ende der Ausstellung anwesend. Vadim blieb in Tallin, um in der alten Stadt ein Konzert-Treffen durchzuführen...
46. Der Lehrer verweilte unweit der Grenze Estlands in der kleinen lettischen Stadt Salasgriva im Haus der Familie Gromov zum Mittagessen.
47. Gegen Abend fuhr der Lehrer in Richtung Riga zu einem kleinen Seestädtchen namens Saulkrastu zum Familienhaus der großen Sinti-/Romafamilie Rudevitschs, wo ein Abendessen mit dem Lehrer stattfand, das in ein schönes, tiefes und rührendes Sakrament überging.
48. Die Zigeuner-Familie war glücklich darüber, dass der Lehrer ihr Haus wieder einmal besuchte. Der Lehrer fühlte sich behaglich unter den Romas und den Freunden, die auch zum Abendmahl kamen, weil Ihn die liebenden Herzen umkreisten.
49. Die Mahlzeit wurde zur Unterhaltung von schönem und gefühlvollen Zigeunergesang begleitet, von lettischer Musik mit Volksinstrumenten, gespielt von Maries und Sniedse.
50. Der Lehrer war mit weißem Chiton mit einer warmen Weste darüber gekleidet, die ihm seine Freunde fürsorglich angeboten hatten. Vissarion saß am Kopf eines langen Tisches und antwortete traut und warm auf die an Ihn gestellten Fragen, die meist von Normund stammten, der links vom Lehrer saß...
51. Zu einem bestimmten Moment, inmitten der guten Unterhaltung, wurde es still, alle blickten auf den Lehrer, der mit zärtlichem Lächeln das Brot segnete, das mit Liebe und Hochachtung bebend von der Frau Normunds, Lilija, angeboten worden war.
52. Nachdem der Lehrer das Brot gesegnet und gebrochen hatte, verteilte Er an jeden das gesegnete Brot. Es waren so viele Brotstücke, wie Teilnehmer am Abendmahl...
53. In der Stille des Sakraments bat der Lehrer mit seinem Blick, dass Normund den Becher mit rotem Wein füllen sollte (bis zu diesem Zeitpunkt war während der Mahlzeit noch kein Wein verwendet worden).
54. Der Lehrer nahm die Schale in die linke Hand und segnete lange den Inhalt, indem er seine rechte Handfläche über die Schale hielt. Die Stille erklang.
55. Nachdem der Lehrer die anrührende Handlung beendet hatte, trocknete er nachdenklich eine herunterrollende Träne ab, nahm aus der Schale einen Schluck und gab sie an Normund weiter. Normund nahm einen Schluck, gab die Schale behutsam an Lilija weiter, und selber beugte er Knie und Kopf vor dem Lehrer. Lächelnd berührte der Lehrer Normund an Kopf und Händen...
56. Danach gaben alle, die bei diesem Sakrament anwesend waren, die Schale weiter, nahmen ihren Schluck gesegneten Weines und beugten ihre Stirn vor dem Lehrer. Während der Augenblicke dieser Handlung sagte Lilija leise: „Wir sind Deine Verwandten. Zweifle nie an uns.“
57. Die Augen Vieler waren voll leiser Tränen, auch die Männer schämten sich nicht ihrer feuchten Augen.
58. Am Ende des langen Tages bat der Lehrer Normund, den restlichen gesegneten Wein in der Schale vom Abendmahl für Vadim und Boris aufzuheben; sie waren zu diesem Zeitpunkt bei vorher geplanten Veranstaltungen anwesend und sollten auch am Sakrament des Abendmahles teilnehmen. Was sie nach gewisser Zeit auch taten...
59. Am Abend des sechsten Februar fuhr der Lehrer mit dem Zug von Riga nach Petersburg ab, in Petersburg musste Seine schnelle Reise nach Hause beginnen. In Riga nahmen Seine zahlreichen Freunde von Ihm Abschied, unter ihnen waren Letten, Zigeuner, Estländer, Russen...