Sibirien, einst Land deutscher Schreckgespinste, jetzt Hoffnungsträger für eine neue Überlebenskultur Sibirien ist unendlich groß und weit, insofern bezieht sich dieser Reisebericht von Dieter Schaarschmidt aus Güstritz auf einen winzigen Ausschnitt. Er besuchte mit seiner fast siebzigjährigen Mitbewohnerin Hildegard Scheu und zwei Freundinnen aus dem Ökodorf-Projekt in der Altmark im August 2001 das sibirische Öko-Gemeinschaftsprojekt Tiberkul. Tiberkul liegt etwa auf dem gleichen Breitengrad wie das Wendland, nur etwa sechseinhalbtausend Kilometer weiter östlich, ca. zweihundert Kilometer östlich der sibirischen Stadt Abakan. In dieser unerschlossenen Nachbarschaft, mitten in der bergigen Taiga, in etwa achthundert Meter Höhe, begann vor acht Jahren das einmalige Tiberkul-Gemeinschaftsprojekt. Eine christlich-religiöse Ökogemeinschaft wollte unter diesen schwierigen Lebensbedingungen ihre neue Überlebenskultur erproben und beweisen.
Nein, der Beweggrund, der bisher schon über dreitausend Menschen in diese Region gezogen hat, ist ein anderer. Es handelt sich bei diesem unglaublichen Projekt um eine Glaubensgemeinschaft, die sich seit zehn Jahren um ihren Gründer und Lehrer Vissarion gesammelt hat. Die Glaubenssätze von Vissarion sind streng und konsequent, sie versprechen kein leichtes Leben. Doch vielleicht ist gerade dies im maroden, mafiösen Russland besonders glaubwürdig. Man könnte den Weg auch als dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus bezeichnen. Doch ist das materielle Leben, trotz seiner täglichen Überlebenskunst, nicht der Hauptinhalt seiner Lehre. Vielmehr geht es ihm und seiner "Familie", wie sie sich liebevoll als Brüder und Schwestern bezeichnen, darum, Hass und Neid und negative Gedanken zu vermeiden und eine allumfassende Liebe zu verbreiten. Dass dies geht, und für jeden Besucher spürbar ist, konnte auch unsere kleine Besuchergruppe voller Erstaunen und Bewunderung jeden Tag wieder erleben. Die ohnehin schon sprichwörtliche russische Gastfreundschaft wird durch eine offene, interessante und liebevolle Umgangsart unterstrichen, die wohl einmalig auf der Welt sein dürfte. Diese allumfassende Liebe umfasst sowohl die Natur, als auch die Tiere, und natürlich alle Menschen, also auch mögliche Feinde. Ebenso auf Kaffee, Alkohol und alle anderen Drogen, die sonst in Russland das unerträgliche Alltagsleben betäuben. Dazu fast ohne Auto und elektrische Maschinen. Bei dem Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte spielt allerdings auch die Erkenntnis eine Rolle, dass eine gerechte Lebensweise ohne Arm und Reich auf dieser Erde nur so möglich ist, da für die Produktion tierischer Produkte ein viel zu hoher Aufwand erforderlich ist, der nie alle Menschen satt machen kann, sondern nur die Reichen auf Kosten der Armen. Was ist der Ausgleich für dieses scheinbar triste, entbehrungsreiche Leben? Im Gegensatz zu unserer Überflussgesellschaft sind Freude, Dankbarkeit und Fröhlichkeit noch so unmittelbar, und müssen nicht durch irgendwelchen Konsum indirekt befriedigt werden.
Ich habe in meinem Leben noch nie so viele schöne Menschen gesehen. So offen, so fröhlich, so freundlich, so hilfsbereit, so von innen heraus strahlend. Obwohl es kaum irgendwo fließendes Wasser im Haus, oder gar eine Waschmaschine gibt, wird sehr viel Wert auf ein sauberes und gepflegtes Äußeres gelegt, was diesen strahlenden Eindruck noch verstärkt, und ihn für uns schon beinahe künstlich erscheinen lässt. Wie ein weißes Kleid trotz widrigster Umstände in Sibirien weiß bleibt, war uns lange Zeit ein Rätsel. Der Tiberkul-See und der Fluss Kasir, an dem mehrere Dörfer liegen, haben Trinkwasserqualität. Es wird daraus getrunken und darin gebadet. Wäsche waschen geschieht daher nur in einiger Entfernung zum Ufer.
Im Wonnemonat August sieht das alles leicht und spielerisch aus, obwohl hier die Hitze von über 35°C und die sehr intensive Sonneneinstrahlung auch nicht immer angenehm sind. Doch wie lebt es sich im sprichwörtlichen sibirischen Winter mit -35°C Kälte? Das sehr kontinentale Klima führt zu sehr heißen Sommern und sehr kalten Wintern, die fast ein halbes Jahr lang dauern. Wenn man alle Monate mit Bodenfrost rechnet, sogar neun Monate lang.
Die Jahreszeiten sind intensiv, beinahe explosiv, wenn man das Frühjahr betrachtet. Wischiwaschi-Schmuddelwetter gibt es wenig. Die Holzblockhäuser, mit zumeist zweifacher Einfachverglasung, bieten sicher keinen besseren Kälteschutz als unsere Häuser. Mit Klo und Brunnen im Freien, Sauna im Schuppen und Vorratskellern im und außerhalb des Hauses kann man sich auch nicht den ganzen Winter im Haus verkriechen.
Großer Unterschied: Die Häuser sind viel kleiner als bei uns, zumeist vier Räume, die um den zentralen Koch- und Heizofen herum gruppiert sind. Die Vorräume oder Wintergärten werden im Winter nicht bewohnt, die Vorräte an Kartoffeln und Gemüse in den Kellern gelagert oder vorher sauer eingelegt und eingemacht. Wie es mit
dem Wasser im Winter funktioniert, blieb uns ein Rätsel. Es bleibt der
Reiz, dies bei einer späteren Winterreise zu erkunden. Denn trotz der
sibirischen Kälte und dem vielen Schnee hat auch der Winter seinen Reiz
in dieser märchenhaften und waldreichen Landschaft.
In dieser langen Winterszeit werden wahrscheinlich auch Bildung, Kultur und Künste besonders gepflegt. Die musikalischen und künstlerischen Fähigkeiten sind von ungeheurer Vielfalt. Auf meine erstaunte Frage, ob denn hier jeder Mensch ein Künstler sei, wurde dies bejaht, mit der Anmerkung, dass darauf sehr viel Wert gelegt würde. Die Frage, wie dies denn bei uns sei, beantwortete ich so, dass vielleicht jeder zwanzigste bei uns ein Künstler sei. In den Gesichtern spiegelte sich besorgte Betroffenheit. Die Tempel und Schulen - in kurzer Zeit viel geschaffen Bei der Schule hatte ich anfangs verstanden, es würde eine Kunstschule, nur für die Kunstausbildung. Bis ich später verstand, dass es sich um die projekteigene normale Schule des Ortes handelt, die größten Wert auf alle Künste legt. Doch noch vor und über der künstlerischen Entwicklung und Ausbildung steht die Erziehung zur ganzheitlichen, geschwisterlichen Liebe, die bereits im frühen Kindesalter beginnt, und sichtbare Früchte trägt. Ohne den Einfluss von Fernsehen und Großstadtkriminalität scheint es hier möglich zu sein, gesunde, heile, fröhliche und glückliche Menschen zu erziehen, und ihnen darin Vorbild zu sein.
Die Allgemeinbildung läuft sozusagen nebenbei, wobei die Schulprüfungen, die vor den staatlichen Schulen abgelegt werden, überdurchschnittlich gut verlaufen. Ein Kunststück, bei drei Monaten Sommerferien, in denen wir täglich die Ergebnisse dieser Kunst-Talente vorgeführt bekamen. Um die Tiberkul-Kerngemeinschaft, die mit fünfzig Familien im Urwald dieses Projekt begonnen haben, leben in vierzig gemischten Dörfern, die ursprünglich von Landflucht betroffen waren, jetzt weitere dreitausend Gemeinschaftsangehörige. Anfangs gab es Reibereien und Ängste von Seiten der Einheimischen, inzwischen sind sie weitgehend integriert. Wir hatten jedenfalls das Glück, in zwei Familien in Tscheremschánka, dem "Künstlerdorf", untergebracht zu werden. Bedingung war, dass wir bestimmte Lebensmittel für den Eigenbedarf mitbrachten, und ansonsten mitarbeiteten, wo es möglich war. Die einfachen Matratzenlager wurden auf dem Fußboden im Wohnzimmer eingerichtet und tagsüber zusammengerollt. Tscheremschánka hat etwa fünfhundert Einwohner, ein Drittel davon gehört zur "Familie". Es liegt malerisch am Fuß eines kleinen Berges am Ufer des Flusses Kasir. Wie steht es denn mit der politischen Ausrichtung dieses Projektes? Man könnte sagen, es ist ein unpolitisches, rein spirituelles Projekt. Jedoch wirkt die radikale Ablehnung aller vorhandenen Gesellschaftssysteme doch wieder politisch, weil sich diese natürlich in Frage gestellt und damit angegriffen fühlen. Auf jeden Fall halten sich die Anhänger Vissarions aus der Parteipolitik heraus. Schlimme Dinge wie Krieg, Gewalt und Verbrechen werden möglichst gar nicht in den Mund genommen, um damit das Schlechte nicht noch weiter zu "kultivieren". So wachsen die Kinder praktisch frei von den Übeln unserer Welt auf, und verhalten sich zumeist so, als wenn es nur das Gute gäbe. Eine interessante Theorie, die in unserer westlichen Welt kaum noch irgendwo durchführbar ist. Es ist erstaunlich und bewundernswert, was unter den schweren Umständen innerhalb weniger Jahre geschaffen wurde, und wie weit die vorher auch normal lebenden Russen sich auf dieses bescheidene Leben umgestellt haben.
Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das Überleben der Menschheit. Wenn die modernen Gesellschaftssysteme versagen, und an ihrer eigenen Last zerbrechen, dann ist ein Überleben vielleicht dort außerhalb der Zivilisation am ehesten möglich. Nicht zurück in die Steinzeit, sondern vorwärts in eine abgelegene menschliche Hochkultur, scheint uns diese Überlebensreligion zu führen. Vissarion - Wiedergeburt von Jesus Christus? Seitdem hat er zwei Bücher geschrieben: "Die Letzte Hoffnung" und "Zeit der Wende", und er sammelte Gleichgesinnte um sich. In nur einem Jahr fand er tausend Anhänger. Bis heute sind es bereits über zweihunderttausend Menschen weltweit, vor allem aber in Russland, die seine Lehre ins Leben umsetzen wollen. Über dreitausend Menschen leben bereits im dem auf vierhundert Quadratkilometer angewachsenen Gebiet nördlich der Mongolei. Ob dies nun tatsächlich die seit zweitausend Jahren erwartete Wiedergeburt von Jesus Christus ist oder nicht, finde ich nicht so wichtig. Wichtig war mir, festzustellen, welche Taten denn den Worten folgen. Und was ich gesehen und gespürt habe, scheint mir ähnlich revolutionär, wie das, was der junge Mann vor zweitausend Jahren auf die Beine gestellt hat, und was bis heute die Gemüter bewegt. So gesehen ist Vissarion auf jeden Fall ein bemerkenswerter Revolutionär, der den Vergleich mit dem Dalai Lama oder Jesus nicht zu scheuen braucht. Der Weg auf den heiligen Berg ist nicht leicht, selbst von unserem Gastwohnort Tscheremschánka müssen wir drei Stunden auf der offenen Pritsche eines von drei schweren LKW fahren, zusammen mit über hundertfünfzig anderen Besuchern, um dann mit schwerem Gepäck noch drei bis vier Stunden durch den Bergwald zu wandern, wo dann die im Aufbau befindliche Kernsiedlung "Das Neue Jerusalem" auftaucht.
Zwei Beispiele von Bewohnerinnen Larissa, etwa Mitte fünfzig, kam vor fünf Jahren nach Tiberkul, wo sie ihren jetzigen Mann kennen lernte und heiratete. Vorher war Larissa stellvertretende Schulleiterin und wog vierzig Kilogramm mehr als heute. Kaum vorstellbar, wenn man die drahtige, energiegeladene und fröhliche Frau heute sieht. Mit ein bisschen Wehmut sagt sie, ihre Tochter lebe in Köln und arbeite dort als Opernsängerin, sie habe leider kein Verständnis für den Weg ihrer Mutter. Aber, so meint Larissa, wenn Stimme und Schönheit ihrer Tochter verblassen würden, und sie im Westen nichts mehr wert sei, würde sie sich vielleicht eines anderen besinnen. Julia, Ende zwanzig, lebt seit gut einem halben Jahr im Neuen Jerusalem. Vor zweihundert Jahren sind ihre Vorfahren von Deutschland an die Wolga geholt worden. Unter Stalin sind diese Wolgadeutschen nach Sibirien verbannt worden. Im Rahmen des deutschen Rücksiedelungsprozesses kam sie mit ihrer Familie nach Berlin. Dort in Berlin studierte sie mit ihrer Schwester Asia, und hat schon mehrere Jahre für das Ökoprojekt in Sibirien übersetzt und Vorträge gehalten. Das große Fest - umsonst und draußen Die Festvorbereitungen liefen wochenlang, das war in allen Dörfern zu spüren. Besonders bei einer musikalischen Vorentscheidung, bei der aus dreißig Einzelkünstlern und Gruppen diejenigen ausgewählt wurden, die auf dem großen Fest auftreten durften.
Die
Festwiese
mit fünf Bühnen lag malerisch auf einer Insel im Fluss Kasir. Eine
vielfältige Ausstellung der Dörfer, Künstler und Kunsthandwerker zeigte
alles, was dort mit einfachen Mitteln kreativ geschaffen wurde.
Seinen schönen Abschluss fand das Fest mit einem Kerzenlichtzug vom Festplatz zum Tempel, in dessen Anbau Vissarion seinen Zweitwohnsitz hat, und in dessen benachbartem Holzhäuschen auch Vissarions Mutter lebt, die liebevoll "Mother Christ" genannt wird. Mit einigen liturgischen Gesängen und einem kleinen Feuerwerk wurde hier der Festtag beendet. Das Reise-Abenteuer - Transsibirische Eisenbahn Viele hatten uns gewarnt: zu gefährlich, Raubüberfälle, Hunger, Durst und Siechtum würden uns erwarten. Doch für uns lag der besondere Reiz darin, nicht zu fliegen, sondern die sechs Stunden Zeitverschiebung ganz bewusst als sechstägige Reise durch die russischen Lande zu erleben. Außerdem macht ein Europa-Sparpreisticket der Bahn die Reise zu einer preisgünstigen Sache, bei der bisher leider die Reservierung der Trans-Sib-Schlafwagen noch nicht funktioniert, wodurch wir zwei Tage in Moskau verloren haben. Doch kaum hatten wir Moskau, die faszinierende und erschreckende Zehn-Millionen-Stadt hinter uns, wich auch bald die Angst vor Überfällen. Spätestens hinter dem Ural, der Grenze zwischen Europa und Asien, wird alles ruhiger, freundlicher und gelassener.
Verteilt auf vier Schlafwagenabteile machten wir trotz der Sprachbarrieren eine Menge von Bekanntschaften und lernten russische Gastfreundschaft und Herzlichkeit kennen. Der Zug war stets sauber, heißer Tee stand immer zur Verfügung. Er hatte nur das Manko, dass die allermeisten Zugfenster nicht zu öffnen waren. Bei achtundzwanzig Grad Celsius im Abteil war das schon ärgerlich, aber sonst geht die Klimaanlage nicht, wie es heißt. Viel Zeit zum Lesen, Spielen, Diskutieren und Artikel schreiben. Diese Reise können wir guten Gewissens weiterempfehlen. Wie gerne wären wir noch zum Baikalsee oder nach Peking weitergefahren. Es ist eine so geruhsame Reiseart, die schon vom Zaren und allen anderen Herrschern genutzt wurde. Erst einen Tag vor unserer Abreise gab es Verzögerungen, weil der nordkoreanische Präsident Kim Jong zum Staatsbesuch mit der Trans-Sib in Moskau eintrudelte. Der Besuch von Vissarion in Güstritz Dieter Schaarschmidt, Landstraße 6, 29462 Güstritz, Tel + Fax: 05843-444 Fragen zur Führungsstruktur von Tiberkul (beantwortet von Dieter Schaarschmidt) Was sind die positiven, was die negativen Seiten der Führerschaft von Vissarion? Vissarion bezeichnet sich selbst als Lehrer, nicht als Führer, was ich auch erst nicht verstanden habe. Ein bisschen ist es vergleichbar wie mit Falko in Damanhur. Beide sind eindeutig die geistigen Väter "ihrer" Projekte, sie geben sich aber große Mühe, damit der Laden auch ohne sie läuft. Der von ihm gelehrte Glauben hat viele positive Aspekte einer auch von uns gewollten ökologischen, sozialen und friedlichen Überlebenskultur zum Inhalt, und räumt ihnen einen hohen Stellenwert ein, zum Teil quasi Naturgesetzcharakter. Das hat den Vorteil, dass trotz schwieriger alltäglicher Lebensumstände eine Menge Leute aus dieser Gemeinsamkeit Kraft schöpfen. Negativ erscheint mir eigentlich nur dieser stark katholische Touch, der bei vielen Anhängern zu einer Selbstverleugnung oder Unterwürfigkeit zu führen scheint. Ich sage scheint, weil dies aus meiner arroganten Besserwessi-Sicht so aussieht. Andererseits empfinde ich eine bestimmte Art von "dienender" Haltung auch als sehr angenehm, liebevoll und positiv, gegenüber unserem westlichen Egoismus und unserer Selbstverliebtheit.
Inwieweit ist es eine rein geistige Führerschaft, und inwieweit greift er in politische und inhaltliche Entscheidungen der Gemeinschaft ein? Wie finden Entscheidungen statt? Eigentlich
finde ich ihn oder das Projekt zu wenig politisch, weil sie sich kaum
zu tagespolitischen Geschehnissen äußern, andererseits ist ihre gelebte
Radikalität im höchsten Maße politisch (Geldsystem abschaffen, Liebe
und Gewaltfreiheit, kein Raubbau an Natur und Umwelt, etc.). Was für einen Eindruck hast Du von Vissarion? Was ist sein Selbstbild? Was für einen Eindruck hast Du von den Mitgliedern der Gemeinschaft: Wieweit geht ihre Gefolgschaft, wofür brauchen sie ihn? <Der Eindruck
von seinen "Anhängern" ist zum allergrößten Teil sehr positiv. Von
ihrem Glauben beseelt scheinen sie glücklicher und gesünder zu leben
als die meisten anderen Menschen in diesem Lande. Die Gemeinschaft
bietet Schutz und Geborgenheit, und der Glaube gibt ihnen die Kraft und
die Liebe zur Alltagsbewältigung, und um darüber hinaus künstlerische,
spielerische Fähigkeiten bis zur Perfektion zu entwickeln und für die
Gemeinschaft einzusetzen. Gibt es eine angstfreie und offene Auseinandersetzung über diese Fragen? Was sind die Tabus der Gemeinschaft? Soweit ich
beobachten konnte, gibt es sehr weitreichende Auseinandersetzungen in
allen Lebensbereichen. Selbst die Bereiche, die ich als Tabu-Bereiche
angesehen habe, wie zum Beispiel Sexualität (kein Nacktbaden etc.),
scheinen keine echten Tabus zu sein. Wohl werden sie nicht bei jeder
Gelegenheit öffentlich diskutiert, aber wohl vor allem deshalb, weil es
auch nicht die gleiche Wichtigkeit besitzt wie bei uns. Anmerkung: |